Zwischen den Prager Stadtvierteln Karlín und Žižkov liegt ein Hügel, der einige Attraktionen zu bieten hat. Durch den Vítkov, so heißt er auf Tschechisch, führen mehrere Eisenbahntunnel und ein langer Fußgängertunnel, aber auch ein alter Atombunker soll sich in ihm verbergen. Die größte Sehenswürdigkeit allerdings befindet sich auf dem Hügel: Die nationale Gedenkstätte sowie eine bronzene Reiterstatue Jan Žižkas. Diese wurde restauriert und am Montag der Öffentlichkeit präsentiert.
Reiterstatue Jan Žižkas (Foto: ČTK)
Die Besucher sind sich einig: Die Restaurierung der bronzenen Statue des hussitischen Heerführers über Prag ist gelungen. Jan Žižka thront über Prag und wacht über seine Untertanen. Diesem Eindruck kann man sich nur schwer erwehren, wenn man vor dem 22 Meter hohen und 16 Tonnen schweren Reiter steht. Nun ist die Statue frisch restauriert und strahlt in neuem Glanz. Dazu waren aber einige komplizierte Reparaturen nötig, wie Restaurator Petr Douda erzählt:
Vítkov - die nationale Gedenkstätte
„Wir mussten sicherstellen, dass die Schrauben die Statue zusammenhalten. Es waren eiserne Schrauben, die vielfach korrodiert waren. Sie wurden durch rostfreie ersetzt. Es war auch nötig, die Konstruktion der Statue zu verstärken, dazu musste der Körper des Reiters und des Pferdes abgestützt werden. Und um alle Schrauben austauschen zu können mussten wir einige Teile abnehmen: Dazu gehörten der Schwanz, die Hände, die Füße und der Kopf Žižkas.“
Über anderthalb Jahre haben Petr Douda und seine Kollegen an der Statue gearbeitet und mehr als 5000 Schrauben ausgetauscht. Die Runderneuerung des drittgrößten bronzenen Reiterstandbildes in Europa hat 23 Millionen Kronen (920.000 Euro) verschlungen – war aber nach mehr als 60 Jahren Wind und Wetter dringend nötig. Nach der Restaurierung sieht der Reiter nun aber anders als vorher aus, den er glänzt nun schwarz. Dazu Petr Douda:
„Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass sie mit einem besonderen Bienenwachs konserviert wurde. In den vergangenen 60 Jahren wurde die Oberfläche ausgebessert, indem Graphit unter das Bienenwachs gemischt wurde. Und an den Stellen, an denen sie ausgebessert wurde, hatte sich die alte Patina gebildet. Diese Stellen wurden nun gesäubert und dadurch ist jetzt zwar eine künstliche Patina entstanden, die allerdings ohne Zusätze die Bildung einer natürlichen Patina ermöglichen wird.“
Mausoleum Klement Gottwalds
Die Statue gehört zum Ensemble der nationalen Gedenkstätte auf dem Vítkov. Das monumentale Betongebäude hinter der Statue wurde bereits in der Ersten Tschechoslowakischen Republik erbaut und sollte als Gedenkstätte für die Errichtung der Nation dienen. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Kommunisten die Anlage zweckentfremdet und sie in ein Mausoleum für Klement Gottwald und andere hohe Parteifunktionäre umgewandelt. Die Statue wurde bereits Ende der 1920er Jahre konzipiert, nach dem Münchener Abkommen wurden die Arbeiten jedoch eingestellt. Erst im Juni 1950 wurde sie dann feierlich enthüllt. Vom Sockel der Reiterstatue und vom Dach der Gedenkstätte hat man übrigens einen wunderbaren, nicht alltäglichen Blick auf die Goldene Stadt – und einen wenig bekannten, denn Touristen verirren sich selten auf den Vítkov.