Tschechische Sportler teilen Leid und Freude ihres Berufs
Unter dem Begriff Sport werden verschiedene Bewegungs-, Spiel- und Wettkampfformen zusammengefasst, die meist im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten des Menschen stehen. Doch es gibt auch Tage, an denen man nur innehalten und alles Aufregende um sich herum ausblenden möchte. So wie derzeit in Norwegen. Doch auch dort wird am Mittwoch wieder Fußball gespielt – mit tschechischer Beteiligung. Tschechische Sportler nehmen dieser Tage ferner auch an den Schwimm-Weltmeisterschaften in Shanghai teil. Und im Eishockey haben zwei tschechische Spieler nicht nur teilgenommen, sondern unlängst den größten Pokal gewonnen, den es international zu gewinnen gibt – den Stanley Cup.
„Das war auch für meine Freunde ein großer Schock. Sie nehmen dieser Tage immer wieder an Trauerkundgebungen teil und zünden Kerzen an. Auch sie müssen dies erst verarbeiten, es ist eine Tragödie. Wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass man in Norwegen nur ziemlich selten einem Polizisten begegnet, weil es dort fast keine Kriminalität gibt, dann weiß man, dass der Schock für die Norweger umso größer ist.“
Seit der Rückrunde der letzten Saison spielt Fillo für den tschechischen Fußballmeister Viktoria Pilsen. Und mit diesem Team muss er in der dritten Runde der Qualifikation zur Champions League am Mittwoch nun ausgerechnet in Norwegen antreten – beim dortigen Titelträger Rosenborg Trondheim. Nach den entsetzlichen Attentaten vom Freitag war einige Zeit nicht klar, ob im Land der Fjorde überhaupt derzeit an Sport zu denken ist. Am Montag gab dann der Sekretär des tschechischen Fußballverbandes (FA ČR), Rudolf Řepka, bekannt:„Die Fußball-Assoziation der Tschechischen Republik hat von der Uefa die Information erhalten, dass Viktoria Pilsen das Qualifikationsspiel zur Champions League in Trondheim bestreiten wird. Es sollte also keine Probleme geben, das Spiel wird ausgetragen.“
Bleibt zu wünschen, dass auch der Fußball helfen kann, solche Schicksalsschläge wie in Norwegen gut zu überwinden.
Schwimmerinnen freuen sich über Landesrekorde und Olympia-Ticket
Fernab von Europa, aber nicht abgeschnitten vom übrigen Geschehen finden, dieser Tage im chinesischen Shanghai die Schwimm-Weltmeisterschaften statt. Die Titelkämpfe finden jedoch in einer Sportart statt, in der tschechische Aktive der Weltspitze seit Jahr und Tag buchstäblich hinterherschwimmen. Einer der wenigen wirklich großen Erfolge war, als bei der Gründung der europäischen Schwimm-Liga (LEN) im Jahr 1927 der tschechoslowakische Ingenieur Hauptman zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Im Schwimmbecken hingegen sind die Repräsentanten aus Tschechien schon froh, wenn sie zumindest in das B-Finale der WM einziehen. Oder aber, wenn sie einen Wettbewerb unter schwierigsten Bedingungen überhaupt beenden. Ein solcher Wettbewerb war das 25-km-Langstreckenschwimmen im über 31 Grad warmen Wasser bei Shanghai. Der Tscheche Libor Smolka wurde Zehnter und hatte das ganze Rennen über mächtig geschwitzt:
„Bei einem WM-Wettkampf gebe ich ungern auf, aber bei diesen Bedingungen wusste ich bis zuletzt wirklich nicht, ob ich im Ziel ankomme oder nicht. Das Wasser war schrecklich heiß. Ich habe mich von Beginn an gefühlt, als ob ich gekocht würde. Die Weltmeisterschaft aber ist der Höhepunkt der Saison, von daher bin ich sehr froh, diesen Härtetest bestanden zu haben.“Sehr zufrieden mit ihren Leistungen waren auch die Schwimmerinnen Petra Chocová und Barbora Závadová. Beide verbesserten den tschechischen Rekord über 100 Meter Brust beziehungsweise 200 Meter Lagen gleich zweimal und erreichten so in der Endabrechnung die Plätze 13 und 15. Die 25-jährige Chocová aus Česká Lípa / Böhmisch Leipa konnte sich zudem ausgelassen darüber freuen, dass ihre Zeit reichte, um bereits das Ticket für die Olympischen Spiele nächstes Jahr in London zu buchen:
„Es ist toll, dass ich das Limit für die Spiele geschafft habe, aber ehrlich gesagt, ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Erst recht nicht nach den gesundheitlichen Problemen, die ich vor der WM hatte. Möglicherweise begreife ich das Ganze erst richtig heute Abend, morgen oder in einer Woche.“Man sieht also, selbst die kleineren Brötchen, die auch im Sport gebacken werden, können ganz vorzüglich schmecken.
Kaberle und Krejčí feierten zu Hause ausgelassen Gewinn des Stanley Cups
So richtig feiern aber kann man im Sport natürlich, wenn man etwas ganz Großes gewonnen hat. Das haben die beiden tschechischen Eishockeyprofis Tomáš Kaberle und David Krejčí, als sie sich vor anderthalb Monaten mit den Boston Bruins im Finale des Stanley Cups mit 4:3 Siegen gegen die Vancouver Canucks durchsetzten und somit die begehrteste aller Eishockey-Trophäen eroberten. Und eine ziemlich schwere dazu, weiß Kaberle:„Der Pokal wiegt 15,5 Kilogramm, heißt es, aber es können auch fast 16 Kilo sein.“
Von diesem in der Tat nicht ganz leichten Gewicht konnten sich neben Kaberle und Krejčí in der vergangenen Woche auch ihre nächsten Verwandten und Freunde überzeugen. Es ist nämlich schon eine recht schöne Tradition geworden, dass jeder Spieler, der den Stanley Cup gewonnen hat, einen ganzen Tag lang den 90 Zentimeter hohen Silberpott in seiner Heimatstadt präsentieren darf. Für Verteidiger Kaberle und Stürmer Krejčí war das am letzten Mittwoch und Donnerstag der Fall. Da feierten sie den Gewinn des Stanley Cups mit ihren Fans in Kladno und in Sternberk / Sternberg. Bei seiner Party im mährischen Sternberg sei ihm erstmals auch so richtig klar geworden, was er mit diesem Pokalgewinn bereits erreicht habe, sagte Krejčí:„Es ist sehr angenehm, wenn die Leute den ganzen Tag über zu uns kommen, um eine Unterschrift oder ein Foto zu kriegen, und sie uns zum Erfolg gratulieren. Das war für uns beide so ein Gefühl, bei dem wir zu 100 Prozent begriffen haben, dass wir den Stanley Cup gewonnen haben und das jetzt auch gebührend feiern.“Obwohl der heute 25-jährige David Krejčí schon als Kind sehr ehrgeizig war, wagte er damals kaum davon zu träumen, diesen Pott auch einmal in seinen Händen zu halten:
„Schon als kleiner Junge hatte ich immer die größten Ziele, doch in diesem Fall habe ich zu mir gesagt: Der Traum vom Stanley Cup wird sich wohl nie erfüllen. Als ich dann später merkte, dass ich im Profi-Eishockey ganz gut mithalten kann, habe ich mir fortwährend neue Ziele gesetzt. Jetzt habe ich mit dem Stanley Cup die größte Trophäe im Eishockey gewonnen, und dass ich das schon mit 25 Jahren geschafft habe, macht mich sehr froh.“
Tomáš Kaberle hat diesen Pokal zwar erst mit 33 Jahren in seinen Besitz gebracht, doch das tat seiner Freude keinen Abbruch. Im Gegenteil, weil sein fast fünf Jahre älterer Bruder František den Stanley Cup schon vor fünf Jahren geholt hatte, ist Tomáš nun überglücklich, in der sportbegeisterten Kaberle-Familie nicht minder erfolgreich dazustehen. Und mit ihm freute sich noch eine Person ganz besonders über seinen großen Triumph:
„Meine Oma wollte immer, dass ich diesen Pokal ebenfalls gewinne. Jetzt ist sie glücklich darüber, dass neben dem Namen meines Bruders auch der meinige im Stanley Cup eingraviert ist. Für mich sind das unvergessliche Momente, und wenn ich eines Tages meine Eishockey-Karriere beende, kann ich mich hin und wieder auch zurücklehnen und mit Freunden über diesen Sieg und die tollen Zeiten quatschen.“Mit seiner eishockeyverrückten Großmutter mache er das bereits heute ziemlich intensiv, verriet der gut gelaunte Kaberle zum Abschluss einer Stippvisite im Tschechischen Rundfunk:
„Meine Oma schaut jeden Tag in den Videotext nach den Ergebnissen und gleich darauf telefonieren wir miteinander.“