Kritik aus Tschechien: Keine Verleihung des Quadriga-Preises an Putin
Die geplante Verleihung des Quadriga-Preises an den russischen Premierminister Wladimir Putin schlug nicht nur in Deutschland hohe Wellen. Auch der ehemalige tschechische Staatspräsident und Preisträger 2009, Václav Havel, protestierte gegen die Verleihung an Putin. Havel drohte sogar mit der Rückgabe des Preises.
„Die Praktiken Wladimir Putins sind von meinen Vorstellungen, wie ein Staat funktionieren sollte, so weit entfernt, dass ich nicht den gleichen Preis wie Putin haben möchte.“
Václav Havel, dessen Gesundheitszustand derzeit nicht der beste ist, ließ über seine Assistentin ausrichten, das Kuratorium solle die Vergabe noch einmal gründlich überdenken. Er sei von der Entscheidung überrascht und enttäuscht und denke darüber nach, den Preis zurückzugeben. Zu Havels Kritik der tschechische Publizist und Russlandexperte Ondřej Soukup:
„Im Falle, dass Havel den Preis tatsächlich zurückgeben würde, könnte sich daraus tatsächlich ein internationaler Skandal entwickeln. Vacláv Havel ist in diesem Fall eine wichtige Kategorie.“Havel, der den Preis im Jahr 2009 erhalten hatte, soll laut Presseberichten dem Vergabe-Kuratorium sogar ein Ultimatum bis zu diesem Montag gesetzt haben. Das Kuratorium kam dem zuvor und entschied am Samstag, den Preis dieses Jahr nicht zu verleihen. Über die Entscheidung zeigte sich Havel erleichtert, wie er seine Assistentin ausrichten ließ. Der Preis solle an Persönlichkeiten vergeben werden, die sich der Verteidigung der Menschenrechte und der Verbreitung der Demokratie gewidmet haben.
Aus Moskau kamen zum Streit um die Preisvergabe nur verhaltene Töne. Nach der Absage der Verleihung ließ ein Sprecher von Putin verlauten, die Nicht-Vergabe des Preises sei dem Chaos innerhalb der Jury geschuldet. In Deutschland beginnt derweil die Diskussion um die Zukunft des Preises. Ein Kommentator der renommierten Tageszeitung FAZ empfahl dem Kuratorium am Montag, den Träger-Verein schnellstens aufzulösen.