Immerhin reden sie miteinander…

Donald Trump und Wladimir Putin (Foto: ČTK / AP Photo / Alexander Semlianitschenko)
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Die ganze Welt blickte am Montag nach Helsinki. Auch in Tschechien verfolgte man das historische Treffen zwischen Trump und Putin mit Spannung.

Donald Trump und Wladimir Putin  (Foto: ČTK / AP Photo / Alexander Semlianitschenko)
Laut zahlreicher Beobachter könnte das angeblich historische Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatsoberhaupt Wladimir Putin doch nicht so historisch gewesen sein. Kritisiert wurde vor allem die scheinbar devote Haltung Trumps gegenüber seinem Amtskollegen aus Moskau. Nichtsdestotrotz sieht beispielsweise Tschechiens Premier Andrej Babiš bei den Gesprächen in Helsinki am Montag einen deutlichen Fortschritt. Wobei das Treffen laut dem Ano-Parteichef früher hätte kommen müssen:

„Ich glaube, es ist schon ein Durchbruch in den Beziehungen zwischen Russland und den USA. Also zwischen den beiden Mächten, die sich im UN-Sicherheitsrat eher kämpferisch gegenüberstehen. Wie auch Präsident Trump selbst gesagt hat, waren die Beziehungen vor dem Treffen noch sehr schlecht. Jetzt haben beide einen Schlussstrich unter dieses Kapitel gezogen und eine neue Art der Kommunikation gefunden. Wichtig ist, dass sich beide Staatsoberhäupter bei der atomaren Abrüstung und dem Kampf gegen den Terror einig sind.“

Jan Hamáček  (Foto: David Sedlecký,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Letzteres würde auch bei einer Rückführung von Flüchtlingen beispielsweise nach Syrien helfen, fügte der tschechische Regierungschef hinzu. Ähnlich sieht das Babišs Koalitionspartner, der Sozialdemokraten-Chef und Interims-Außenminister Jan Hamáček:

„Der Wille, bei der atomaren Abrüstung und einer Lösung des Syrien-Konflikts zusammenzuarbeiten, ist eine gute Nachricht für die Welt.“

Laut Kommunisten-Chef Vojtěch Filip, dessen Partei die amtierende Regierung in Prag toleriert, sollte man eher auf die Taten warten. Absichtserklärungen würden da nicht reichen, so Filip. Die kommunistische Europaabgeordnete und Expertin für Außenpolitik in der Partei, Kateřina Konečná, sieht den Gipfel der beiden mächtigsten Männer der Welt dennoch positiv:

„Eines kann man konstatieren: Es ist richtig, dass die Oberhäupter der weltweit größten Atommächte miteinander reden können. Und dass die beiden Herren nicht nur über soziale Medien und Journalisten, sondern tatsächlich von Angesicht zu Angesicht miteinander kommunizieren. Ich sehe das positiv und wiederhole mich: Sowohl Trump als auch Putin haben einen großes Atomarsenal hinter sich und sitzen auf unbeschreiblich vielen Waffen. Es ist in unser aller Interesse, dass die beiden sich nicht bekriegen, sondern einen Dialog führen.“

Petr Gazdík  (Foto: ČT24)
Bei der konservativen Opposition fand man jedoch auch kritische Töne zum Treffen in der finnischen Hauptstadt. Petr Gazdik ist Chef der Bürgermeisterpartei Stan:

„Eines ist doch verblüffend: Auf der einen Seite äußert sich der Präsident der Vereinigten Staaten sehr wohlwollend gegenüber Diktatoren und klopft diesen auf die Schulter. Auf der anderen Seite bezeichnet er seine Verbündeten, darunter die EU, als wirtschaftliche Feinde und verhält sich gegenüber der englischen Königin als Rüpel. Das ist traurig und zeigt, dass demokratische Wahlen einen Menschen an die Spitze eines Staates bringen können, der nicht das Format eines Staatsmannes hat.“

Jiří Pospíšil  (Foto: Kristýna Hladíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Dennoch sieht man auch bei den konservativen Kräften den neuen Dialog zwischen Putin und Trump als vorsichtigen Lichtblick. Jiří Pospíšil ist Chef der liberal-konservativen und EU-freundlichen Partei Top 09:

„Persönlich begrüße ich, dass sich die beiden Präsidenten in offiziellem Rahmen getroffen haben – auch wenn die Gespräche an sich nichts Neues gebracht haben. Positiv ist, dass die USA die Besetzung der Krim als gesetzeswidrig bezeichnet haben und da nicht vor Russland eingeknickt sind. Das zeigt, dass Amerika die Ukraine und Mitteleuropa nicht fallenlässt für ein gutes Verhältnis zu Russland. Diese Befürchtungen gab es ja beim Amtsantritt Donald Trumps.“