Israelischer Film gewinnt beim 46. Filmfestival in Karlovy Vary

Joseph Madmony (Foto: ČTK)

Das 46. internationale Filmfestival in Karlovy Vary / Karlsbad ist vorüber. Am Samstagabend wurden die Kristallgloben – so der Name der Festivalpreise – feierlich vergeben und das größte Filmfest hierzulande ging zu Ende.

Joseph Madmony  (Foto: ČTK)
Der Hauptpreis – eine goldene Frauenstatue, die eine Kristall-Erdkugel trägt – geht diesmal nach Israel. Die Jury mit dem ungarischen Regisseur István Szabó an der Spitze wählte aus 12 Filmen im Wettbewerb den Streifen „Boker Tov, Adon Fidelman“ („Restaurator“) des Regisseurs Joseph Madmony für die höchste Auszeichnung aus. Hauptfigur des Streifens ist der Antiquitäten-Restaurator Yaakow Fidelmann, der in seinem Leben vor einem Scheideweg steht. Wie der Regisseur dem Tschechischen Rundfunk sagte, werde darin nicht nur ein Zusammenstoß von zwei Generationen, sondern auch die Verwandlung des Alten ins Neue dargestellt und anhand der Stadt Tel Aviv gezeigt:

Aus dem Film „Restaurator“
„Am Ende akzeptiert die Hauptfigur, dass sie sich in der Gegenwart befindet“,

so Joseph Madmony. Die Auszeichnung sei für ihn von riesiger Bedeutung, sagte er, als er den Preis aus den Händen des Juryvorsitzenden entgegennahm. István Szabó sei für ihn eine große Inspiration gewesen, als er Film studiert und seine Streifen gedreht habe, sagte Madmony.



Martin Šulík und István Szabó  (Foto: ČTK)
Den Ehrenpreis der Jury erhielt der slowakisch-tschechische Film „Cigán“ („Der Zigeuner“), der in einer Roma-Siedlung in der Slowakei spielt und die Geschichte des 14-jährigen Adam nach dem Tod seines Vaters erzählt. Der Regisseur Martin Šulík führte für den Tschechischen Rundfunk an, er habe sich in seinem vorletzten und nun auch in diesem letzten Film den sozialen Themen zugewandt:

„In der Slowakei leben zurzeit rund 200.000 Leute in Not, worüber nur wenig und wenn, verzerrt gesprochen wird. Anstatt zu versuchen, Empathien und Solidarität zu wecken und die Lage zu begreifen, zeigen die Medienberichte diese Leute als unanpassungsfähige Bürger, als Menschen, die nur stehlen. Wir haben nicht akzeptiert, dass angeblich 200.000 Leute böse sind, und daher haben wir uns in die Roma-Dörfer begeben und festgestellt, dass die Lage dort ziemlich unerfreulich ist. Die Leute haben uns ihre Geschichten erzählt und wir haben aus diesen Geschichten das Drehbuch zusammengesetzt.“

Stine Fischer Christensen im Film „Die Unsichtbare“
Als Hauptdarsteller wurde David Morse für seine Leistung in Martin Donovans Tragikomödie „Collaborator“ („Der Koautor“) ausgezeichnet. Den Kristallglobus für die beste Hauptdarstellerin erhielt die Schauspielerin Stine Fischer Christensen für ihre Hauptrolle im deutschen Psychodrama von Regisseur Christian Schwochow „Die Unsichtbare“.

Auch der zweite deutsche Film im Hauptwettbewerb „Lollipop Monster“ kam nicht ganz zu kurz. Seine Regisseurin Ziska Riemann erhielt den Ehrenpreis der Internationalen Filmklubföderation (FICC). Sie habe das Thema des Erwachsenwerdens auf eine originelle Art verarbeitet und durch eine bizarre Art des Humors entspannt. In der Rolle der Regisseurin debütierte sie ebenso wie in der Rolle eines Festivalstars:

Ziska Riemann  (Foto: ČTK)
„Erstmal war ich ganz schockiert, als wir in einer Limousine abgeholt wurden. Da dachte ich, ich würde rückwärts rennen, das ginge ja nicht. Da standen hunderte von Menschen und jubelten uns zu, und wir sind auf diesen roten Teppich ausgestiegen – das war schon irgendwie schockierend. Denn ich bin nun ja so eine Zeichentischtäterin, sehr introvertiert. Und dann sagte jemand: Winken, winken! So habe ich gewunken, und sie alle haben gejubelt. Das war schon sehr merkwürdig. Aber für den Film kann ich hoffen, dass er sich dadurch herumspricht und Zuschauer bekommt und nicht gleich im Kino irgendwo untergeht, sondern die Chance kriegt, einfach gesehen zu werden. Das ist für den Film sehr wichtig, weil es ein kleiner Film ist und er eine große Chance bekommen soll.“