Studie des Wirtschaftsrates: Tschechien muss investieren, um konkurrenzfähig zu sein
Wie konkurrenzfähig ist Tschechien auf den Weltmärkten? Dies ist eine der Schlüsselfragen schon seit Jahren. Der Nationale Wirtschaftsrat „NERV“ hat dazu am Montag eine Studie veröffentlicht. Sie fällt nicht sonderlich schmeichelhaft aus für das derzeitige System. Doch die Politik gelobt Besserung.
Thema: Konkurrenzfähigkeit. Es ist ein komplexes Bild, das der Nationale Wirtschaftsrat versucht hat zu zeichnen. Die Forschung geleitet hat der Ökonom Michal Mejstřík:
„Konkurrenz wird häufig losgelöst verstanden. Der eine konzentriert sich auf die Bildung, der andere auf etwas anderes. Wir zeigen auf, dass man beim Gedanken an Innovationen die Fragen nach Bildung, Institutionen und Infrastruktur nicht wegdenken darf.“
Zusammengefasst wurde alles in einem 300 Seiten dicken Bericht, den der Rat am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Dabei wurden die Finger in einige Wunden gelegt. Beispiel Bildung: Spätestens seit der letzten Pisa-Studie dürfte jedem tschechischen Politiker klar sein, wie sehr sein Land dort bereits abgerutscht ist. Oder Infrastruktur: Allein für den Ausbau von Straßen und Schienen müsste die Regierung jährlich umgerechnet über 800 Millionen Euro investieren, heißt es im Bericht. Zudem die Verwaltung - sie arbeite ineffizient. Der Zoll zum Beispiel müsse den Bedürfnissen des Business angepasst und die Beschäftigung von Ausländern vereinfacht werden, schreiben die Wirtschaftsexperten.„Viele Beamte arbeiten mit großem Einsatz, aber gehen in die falsche Richtung“, resümiert Mejstřík.Ein weiterer Punkt sei die falsche Ausrichtung bei den Investitionen. Viel zu sehr vertraue man darauf, als verlängerte Werkbank westlicher Firmen zu dienen. Dabei habe auch Tschechien Innovationspotenzial, allerdings ungenutztes:
„Bei der Nutzung von Ideen in der Tschechischen Republik kommen wir nicht ohne Risikokapital aus. Hier dümpelt Tschechien aber ganz am Ende der 27 EU-Staaten, um gar nicht erst von der weltweiten Konkurrenz zu sprechen. Das ist kein sehr positiver Anblick.“
Tschechien müsse aber nicht gleich zum Innovationszentrum in Europa werden, merkt Mejstřík an. Es reiche bereits, als erster neue Technologien anzuwenden.Die Erkenntnisse des Wirtschaftsrates wenden sich vor allem an die Politiker. Bei der Präsentation der Studie zugegen war Industrie- und Handelsminister Martin Kocourek. Er beteuerte, dass die Regierung bereits die Arbeit aufgenommen habe. Einer der wichtigsten Pfeiler dabei sei, die Effektivität der Verwaltung zu verbessern, versprach der Minister:
„Wir werden diesen Bereich außerordentlich ernst nehmen und bereiten Projekte vor, die von der Idee des Staates als Dienstleister für Bürger und Unternehmer ausgehen.“
Wie wenig dies bisher zutrifft, davon können sich die Beschäftigten des Landes derzeit mal wieder ein Bild machen. Und zwar beim Behördenmarathon für die Steuererklärung.