Berlinale, Musik und Ausstellungen – das Tschechische Zentrum Berlin lädt ein
Alle zwei Wochen schauen wir ins deutschsprachige Ausland – nach Berlin, München oder Wien, dorthin, wo die so genannten Tschechischen Zentren die Kultur ihres Heimatlandes präsentieren und Appetit auf mehr machen. Christian Rühmkorf sprach mit Martin Krafl, was das Tschechische Zentrum in Berlin für die kommenden Wochen vorbereitet.
Kultur und Bildung stellen sicher den Löwenanteil ihrer Tätigkeit dar. Was haben Sie in den kommenden vier bis sechs Wochen Interessantes aus Tschechien auf dem Programm? Die Berlinale steht auch demnächst an.
„Genau. Wir bieten vieles an. Damit unterscheiden wir uns ein wenig vom Goethe-Institut, weil das Goethe-Institut sich eher auf die Sprache konzentriert. Auf dem kulturellen Gebiet in Berlin und in Brandenburg beispielsweise werden wir jetzt allen Besuchern der Berlinale auch zwei Möglichkeiten bieten, unser Programm zu besuchen, und zwar im Tschechischen Zentrum Berlin am Checkpoint Charlie wird sich das Filmfestival ´Anifest´ aus Teplice vorstellen. Die Festivalvertreter präsentieren hier das Festivalprogramm für 2011 sowie eine DVD mit einer Auswahl von Trickfilmen aus den Jahren 2001-2010. Zudem unterstützen wir die Weltpremiere des tschechischen Dokumentarfilms ´Nesvatbov´ von Erika Hníková. Dieser Film erzählt von einigen etwa 30-jährigen Männern, die in einem kleinen slowakischen Dorf leben und immer noch nicht verheiratet sind.“
Und daraus ergeben sich Konflikte, nehme ich an.„Nicht nur Konflikte. Aber die Gemeindeverwaltung bemüht sich, diese Situation zu ändern. Mehr werde ich jetzt nicht sagen, ich würde eher allen empfehlen, diesen Film zu besuchen.“
Für die Filmfans haben Sie also einiges zu bieten – im Rahmen der Berlinale, die schon am 10. Februar losgeht. Wie sieht es aus mit denen, die nicht unbedingt Filmfans sind. Haben Sie auch anderes auf dem Programm?
„Auf jeden Fall. Wir setzen in diesem Monat unsere Jazz-Serie fort. Ich würde Sie beispielsweise zu einem Jazzkonzert im Club Schlot einladen. Das ist eine Kunstfabrik in Berlin. Schlot ist ein Klub, der in Berlin einen sehr guten Ruf hat. In diesem Monat wird dort die Band Sixin auftreten – mit Neo-Soul, Hip Hop und Jazz aus Prag. Zudem haben wir in unserem Angebot noch zwei Ausstellungen: Die erste Ausstellung findet in der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Es ist eine Ausstellung über die berühmte tschechische Schriftstellerin Libuše Moníková, die Deutsch geschrieben und sich als eine tschechische Botschafterin in Deutschland verstanden hat. Die zweite Ausstellung ist im Tschechischen Zentrum zu sehen. Sie trägt den Titel ´In Böhmen und Mähren geboren – bei uns (un)bekannt? ´. Da geht es um zwölf Persönlichkeiten, die in Böhmen oder in Mähren geboren wurden, aber in Deutschland meisten zu Deutschen gezählt werden. Diese Ausstellung wurde vor zwei Wochen eröffnet, und alle Besucher, die sie inzwischen gesehen haben, waren echt begeistert und sehr oft überrascht, was alles sie über diese Persönlichkeiten erfahren haben.“Da kann man beispielsweise erfahren, dass Ferdinand Porsche aus Reichenberg / Liberec stammte.
„Genau. Das habe ich auch nicht gewusst.“
Da können Sie also auch noch etwas dazu lernen. Herr Krafl, wie sieht es aus mit den Tschechisch-Kursen, die Sie ja auch anbieten. Gibt es da ausreichend Interessenten in Berlin? Diese Sprache ist ja doch nicht ganz leicht zu erlernen.
„In Berlin ist die Lage überraschend sehr gut. Wir haben pro Jahr rund 300 Interessenten, die Tschechisch lernen möchten. Wir bieten Intensivkurse, Kurse für Anfänger, wir bieten Spezialkurse an, die so gestaltet sind, wie sich das die Interessenten wünschen. Da sind wir sehr flexibel. Einmal im Jahr können alle, die die Kurse bei uns besuchen, eine zertifizierte Prüfung der Karlsuniversität ablegen. Das Angebot ist also sehr breit, und ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt - das große Interesse für die tschechische Sprache in Berlin und Brandenburg.“
Martin Krafl war das, der Leiter des Tschechischen Zentrums in Berlin. Herzlichen Gruß nach Berlin aus Prag. Herr Krafl, vielen Dank.