Nationales Technikmuseum in Prag kurz vor der Wiedereröffnung
Vor mehr als vier Jahren, im November 2006, schloss das Nationale Technikmuseum auf der Prager Letná-Höhe seine Pforten. Das in den Jahren 1931 bis 1941 errichtete Museumsgebäude brauchten ebenso dringend eine Generalsanierung wie die schon ziemlich angestaubten Exponate. Am 29. Dezember präsentierte sich das Museum mit einem Tag der Offenen Tür der Öffentlichkeit. Und zu Beginn des Jahres 2011 empfängt der runderneuerte Bau dann die ersten regulären Besucher. Daniel Kortschak hat sich für uns im neuen technischen Museum umgesehen.
Aber nicht nur die Mitarbeiter, auch der Museumsbetrieb bekommen den von der Regierung angesetzten Rotstift zu spüren, räumte Museumsdirektor Karel Ksandr auf Nachfrage von Radio Prag ein:
„Ja, vor allem im kommenden Jahr werden wir das zu spüren bekommen und wir müssen mit dieser unangenehmen Situation irgendwie fertig werden. Konkret bedeutet das, dass sich die Wiedereröffnung weiterer Ausstellungsteile verzögert.“Betroffen von dieser weiteren Verzögerung ist eine der größten Attraktionen des Technischen Nationalmuseums, das in den Fünfzigerjahren errichtete Schaubergwerk. Auch beim neuen Eisenbahnmuseum, das im ehemaligen Lokomotivdepot des Prager Masaryk-Bahnhofs seine neue Heimat gefunden hat, ist man noch lange nicht soweit.
„Die Lokomotiven sind zurzeit in einem Depot in Chomutov / Komotau untergebracht, wo sie auf ihre Präsentation im neuen Eisenbahnmuseum am Prager Masaryk-Bahnhof warten. Dort erneuern wir im Moment das Dach. Das ist dringen notwendig, um das denkmalgeschützte Gebäude zu sichern. Außerdem stellen wir gerade die Projektdokumentation und den Gebäudenutzungsplan fertig. Ich hoffe, wir können schon in den kommenden Monaten mit den eigentlichen Planungsarbeiten beginnen, um die Errichtung des Museums innerhalb der nächsten sechs Jahre abschließen zu können“, erläutert Jiří Střecha, der Leiter des Eisenbahnmuseums, das als Außenstelle dem Nationalen Technikmuseum angeschlossen ist. Während also die Eisenbahnfans noch bis zum Jahr 2016 auf die Eröffnung „ihres“ Museums warten müssen, kommen die Liebhaber von historischen Pkw, Motorrädern, Flugzeugen und Feuerwehrfahrzeugen schon bald auf ihre Kosten. Die historische Verkehrshalle, ein weiteres Wahrzeichen im Hauptgebäude des Nationalen Technikmuseums, steht unmittelbar vor der Fertigstellung. Die meisten Exponate stehen bereits an ihrem Platz, auch Beleuchtung und Beschriftung sind fertig. Der Direktor der verkehrshistorischen Sammlung, Petr Kožíšek, erläutert das Konzept der Ausstellung:„Unsere Ausstellung zur Verkehrsgeschichte besteht aus mehreren voneinander unabhängigen Teilen. Im Erdgeschoss stellen wir Automobile, einen kleinen Teil der Eisenbahnsammlung und Feuerwehrfahrzeuge aus. Auf der ersten Galerie sind Motorräder zu sehen, einen Stock höher Fluggeräte und ganz oben, auf der dritten Galerie sind Fahrräder und einige Beispiele für den Schiffsverkehr zu sehen.“
Zwar zeigt das Technische Nationalmuseum im Zusammenhang mit der Errichtung eines eigenen Eisenbahnmuseums in seinem Hauptgebäude weniger Waggons und Lokomotiven als bisher. Ganz habe man aber nicht darauf verzichten wollen, so Ausstellungskurator Kožíšek. Ausgestellt sind in der großen Verkehrshalle unter anderem zwei Dampflokomotiven und der um 1900 gebaute kaiserliche Salonspeisewagen. Außerdem zu sehen sind historische Ausrüstungsgegenstände wie Signale oder jener Zugzielanzeiger, der mehr als 100 Jahre lang den Reisenden auf dem Bahnhof Břeclav / Lundenburg den richtigen Weg gewiesen hat. Die meisten Exponate seien einzigartig, erzählt Sammlungsleiter Kožíšek im Radio-Prag-Gespräch:„Viele Ausstellungsstücke, die wir in der Verkehrshalle zeigen, haben eine ganz bewundernswerte aber manchmal auch düstere Vergangenheit. Als Beispiele kann ich den Pkw Tatra 80 von Präsident Masaryk nennen oder den gepanzerten Mercedes 540K des SS-Obergruppenführers Karl Hermann Frank. Auch die Löschfahrzeuge, die wir zeigen, haben ihre eigene Geschichte. Am berühmtesten ist sicher die pferdebespannte Löschpumpe, die seinerzeit beim Brand des Nationaltheaters zum Einsatz kam; leider erfolglos.“ Die vierjährige Sperre des Museums für die Umbauarbeiten habe man genützt, um viele Ausstellungsstücke umfassend zu restaurieren, erläutert Petr Kožíšek:„Wir konnten zum Beispiel viele Motorräder restaurieren. Besonders wichtig war für uns auch, dass wir endlich einen Großteil der in der Halle aufgehängten Flugzeuge überarbeiten konnten. Kleinere Objekte wie zum Beispiel die Motorräder kann man jederzeit aus der Ausstellung nehmen, um sie zu restaurieren. Bei den großen Flugzeugen geht das natürlich nicht und wir mussten die Zeit nutzen, in der das Museum für Besucher geschlossen war. Bei einigen Fluggeräten war sehr viel zu machen und die Arbeiten haben zum Teil mehrere Monate gedauert.“
Besonders aufwändig gestaltete sich die Konservierung und Aufarbeitung jenes Heißluftballons, der seit Jahrzehnten unter der Decke der großen Verkehrshalle des Technischen Nationalmuseums schwebt. Zwar wiegt er bei weitem nicht so viel wie die gezeigten Flugzeuge, allerdings war der Stoff des Ballons bereits so angegriffen, dass er bei einer Abnahme einfach zerfallen wäre. Dabei handle es sich bei dem seltsam anmutenden Flugobjekt um ein besonders wertvolles Exemplar, sagt der Leiter der verkehrshistorischen Sammlung im Technischen Nationalmuseum, Petr Kožíšek:„Dieser Ballon ist unter anderem deshalb sehr interessant, weil aus seinem Korb die ersten Luftaufnahmen von Prag gemacht worden sind. Er wurde auch komplett restauriert, was alles andere als einfach war. Der Durchmesser der Ballonhülle beträgt mehr als sechs Meter, es war ausgeschlossen, ihn irgendwo anders zu bearbeiten. Also haben wir mitten in der Baustelle des Nationalen Technikmuseums auch noch eine komplette Restauratorenwerkstätte eingerichtet.“Doch der Aufwand habe sich gelohnt, findet Petr Kožíšek. Er freue sich darauf, die in frischen Glanz erstrahlende große Verkehrshalle schon bald wieder der Öffentlichkeit zeigen zu können.
Nähere Informationen zum Nationalen Technikmuseum finden Sie hier: www.ntm.cz/en
Fotos: Barbora Kmentová