Schweinemord, Blutwurst und Furzsuppe – der Weihnachtsbauernmarkt läuft an

Schlachtfest

Seit ein, zwei Jahren tauchen auf verschiedenen Prager Plätzen Bauernmärkte auf. Dort verkaufen die Bauern und Gemüsebauern aus der Umgebung Prags ihre eigenen Produkte, die oft aus biologischem Anbau stammen und einfach besser schmecken. Damit die Prager aber im Winter nicht auf ihren lieb gewonnenen Bauernmarkt verzichten müssen, werden nun auch Weihnachtsbauernmärkte eröffnet. Christian Rühmkorf war im Stadtteil Vršovice dabei.

Wir sind auf dem Kuba-Platz in Prag. Hier wird in Kürze der Weihnachtsbauernmarkt eröffnet. Verantwortlich dafür ist Jiří Sedláček von der Vereinigung Archetyp. Herr Sedláček, worin unterscheidet sich der Weihnachtsbauernmarkt von einem normalen Bauernmarkt?

„So groß ist der Unterschied eigentlich nicht. Aber wegen der niedrigen Temperaturen bieten wir weniger Gemüse und Obst an. Alle anderen Lebensmittel gibt es hier indes auch weiterhin zu kaufen. Ja, und hinzugekommen sind die typischen Weihnachtsgeschenke wie Adventskränze aus Naturmaterialien, Keramik, Kleidung und andere handgefertigte Produkte aus geschützten Werkstätten, also von Menschen mit Behinderung. Ich finde, es ist eine schöne Mischung, dadurch, dass auf diesem Bauernmarkt jetzt neben den üblichen Lebensmitteln auch weihnachtliche Produkte angeboten werden.“

Bauernmärkte sind in Tschechien noch eine relativ neue Angelegenheit. Die Vereinigung Archetyp gehört als Organisator zu den Pionieren. Wie sind sie auf die Idee gekommen, wo haben Sie sich inspiriert?

„Wir sind kreuz und quer durch Europa gefahren, oft nach Österreich, in die Schweiz, aber auch nach Deutschland und Frankreich und waren fasziniert davon, wie gut die Bauernmärkte dort laufen, welche Atmosphäre dort herrscht. Und wir haben bedauert, dass es das bei uns in Prag, in Tschechien nicht gibt. Deswegen haben wir uns aufgerafft und die Bauernmärkte nach Prag gebracht.“

Ist das ein Trend, der sich durchsetzt oder nur eine kurze Modeerscheinung?

„Ich glaube nicht, dass es irgendeine Mode ist. Schauen Sie doch in die westlichen Länder Europas, wo es die Bauernmärkte schon seit vielen Jahren gibt. Dort sinken die Besucherzahlen nicht. Das ist etwas, was die Kunden als eine sehr wichtige Alternative zum Einkauf in den konventionellen Lebensmittelketten ansehen.“

So, und wir hören es, jetzt fängt auch schon die Musik an zu spielen. Gleich findet hier die Eröffnung des Weihnachtsbauernmarktes auf dem Kuba-Platz statt. Und zwar sehr traditionell mit einem Schlachtfest à la Bohemia. Was wird angeboten?

„Sehen Sie, jetzt kenne ich nicht einmal das deutsche Wort für ´zabíjačka´. Aber sicher wird das irgendwas mit dem Wort ´Mord´ sein, Schweinemord oder so ähnlich. ´Zabíjačka´ veranstalten wir deshalb, weil es auch eine sehr tschechische Tradition ist - mit dem Advent, dem Karneval und den sich nähernden Weihnachtsfeiertagen. Wir wollen vor allem den Pragern näher bringen, was auf dem Dorf ganz üblich ist, was aber viele Prager einfach nicht mehr kennen. Meine Kinder zum Beispiel wissen nicht mehr, was Zabíjačka – Schlachtfest – ist. Wenn ich ihnen Grützwurst vorsetze, dann staunen sie Bauklötze, was für eine komische Wurst ich ihnen da angeschleppt habe. Hier gibt es heute Wellfleisch, Schlachtgulasch, Blutsuppe – wir nennen das auch prdelačka - ´Furzsuppe´ - Blutwurst, Presswurst, Sülze, Knipp. Aber Sie müssen vielleicht noch mal den Schlachter fragen, was er sonst noch mitgebracht hat.“