Dokumentarfilmer Vondráček erhält den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis
Der tschechische Regisseur David Vondráček hat für sein Wirken den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis des Zentrums gegen Vertreibungen erhalten. In der Frankfurter Paulskirche wurde der 47-Jährige am Sonntag unter anderem für seinen Dokumentarfilm „Töten auf Tschechisch“ ausgezeichnet. Er zeigt die Ermordung deutscher Zivilisten unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.
Am Sonntag erhielt der tschechische Dokumentarfilmer Vondráček in der Frankfurter Paulskirche den Werfel-Menschenrechtspreis des Zentrums gegen Vertreibung. In der Jury saß neben der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, auch der tschechischstämmige Grünenpolitiker und ehemalige Europaabgeordnete Milan Horáček. Er begründete gegenüber Radio Prag, warum die Wahl gerade auf den Filmemacher David Vondráček fiel:
„Es war jetzt eine Preisverleihung außerhalb des Zwei-Jahres-Rhythmus. Und zwar auch deswegen, weil das jetzt aktuell war durch den Film ´Töten auf Tschechisch´, den David Vondráček gedreht hat. Es hat sich herausgestellt, und das hat auch Petr Uhl sehr gut in seiner Laudatio herausgearbeitet, dass er mit seinem Schaffen schon seit den letzten Jahrzehnten eigentlich die weißen Flecken in der Geschichte Tschechiens bestimmt hat.“
Im Frühjahr hatte der Film „Töten auf tschechisch“ Aufsehen erregt, weil er unter anderem Originalaufnahmen von der Hinrichtung deutscher Zivilisten in Prag gezeigt hatte. Noch viele Jahre nach der Samtenen Revolution für viele Tschechen ein Tabu-Thema, bestätigt auch Vondráček:
„Sicher, bei so einem sensiblen Thema gibt es immer ablehnende Stimmen. Ich persönlich muss sagen: Im Vergleich zu den vergangenen Jahren, in denen ich mich auch schon in Reportagen und Dokumentationen mit diesen Themen beschäftigt habe, spüre ich, dass die Menschen offener und sensibler werden gegenüber den Nachkriegsereignissen. Es waren ja immerhin mehrere Tausend Menschen, zumeist Zivilisten, die hier ohne Gerichtsverfahren rechtswidrig umgebracht wurden. Das sind heute schon bekannte Tatsachen. Dennoch gibt es gerade bei diesem Thema auch sehr negative Reaktionen. Aber damit muss man einfach rechnen, wenn man versucht, die Geschichte so zu sehen, wie sie war.“ Den Grund für das internationale Interesse an seiner Dokumentation sieht David Vondráček vor allem darin, dass er vor laufender Kamera mit Zeitzeugen gesprochen hat, mit Menschen, die die ungezügelte Brutalität auch der Zeit unmittelbar nach dem Krieg miterlebt haben:„Das waren damals zum Beispiel Kinder aus gemischten Ehen, die mit eigenen Augen gesehen haben, wie ihre Väter, die mit dem Krieg nichts zu tun hatten, von tschechoslowakischen Soldaten oder Revolutionsgardisten getötet werden, und zumeist nur aus Habgier. Oftmals hatten sie gar keinen konkreten Grund, keine Berechtigung, sich an Nazis zu rächen.“
Für seine Reportagen und Dokumentationen hat David Vondráček viel mit Toman Brod zusammengearbeitet, Historiker und - als Holocaust-Überlebender - zugleich Zeitzeuge. Brod habe ihm bestätigt:„Diejenigen, die im Widerstand waren oder selber stark unter den Nazis gelitten hatten, haben sich an diesen wilden Ausbrüchen nicht beteiligt. Sie waren froh gewesen, dass der Krieg zu Ende war und haben eine gerechte Bestrafung der Schuldigen gewollt.“