Kritik der Presse an Havels Eröffnungsrede für das Forum 2000

Václav Havel (Foto: ČTK)

Das Forum 2000 ist eine Konferenz herausragender Denker aus der ganzen Welt und wurde 1997 vom tschechischen Ex-Präsidenten Václav Havel ins Leben gerufen. Noch bis Dienstagabend tagen die 70 Teilnehmer des aktuellen Jahrgangs in Prag. Zentrales Thema ist diesmal der Umgang mit der Natur. Bei seiner Eröffnungsrede warnte Václav Havel, wir Menschen müssten bescheidener im Umgang mit dem werden, was uns umgibt. Andernfalls steuere die Zivilisation auf eine Katastrophe zu. Für seine Worte hat sich Havel von den tschechischen Kommentatoren Schelte eingehandelt.

Václav Havel  (Foto: ČTK)
Kritisch äußert sich zum Beispiel Alexandr Mitrofanov in der Tageszeitung Právo. Er glaubt, Havel habe sich schon beträchtlich entfernt von den Menschen praktischer politischer Macht:

„Vom Stockwerk aus, wo sich die brillanten Gehirne und gewandten Zungen dem intellektuellen Schmaus hingeben, sollte regelmäßig der Aufzug nach oben zu den Politikern fahren und hinunter zu den gewöhnlichen Leuten. Und so sollte es auch bleiben: Sie hören denen unten zu und sprechen mit denen oben. Wenn sich aber jemand versucht im Turm der Macht niederzulassen, endet er wie Václav Havel. Dessen Warnungen nehmen die Menschen in Tschechien ähnlich ernst wie seine Wahlempfehlung auf den Plakaten in den Straßen Prags.“

Auch Petr Kamberský schlägt in diese Kerbe. Auch wenn der Kommentator der Lidové noviny Havel weiterhin hohe Autorität bescheinigt. So komme Havel seinem noch berühmteren Vorgänger Masaryk nahe in der Art, wie er über die Wahrhaftigkeit der menschlichen Existenz philosophiert. Und er habe seine Thesen bewiesen, indem er trotz der Verfolgung gegenüber dem kommunistischen Regime unnachgiebig war. Doch gelte dies nicht für alle Themen, die Havel anpackt:

„Zum unglücklichen Moment wird es, wenn Václav Havel über den Umweltschutz zu philosophieren beginnt (…). Dann wandelt sich der Mensch, vor dem man sonst den Hut ziehen muss, zu einem der mehr oder weniger geschwätzigen Prediger grüner Moral. Einer Moral, die keiner von ihnen selbst auch lebt. Oder in der Sprache des Volkes: Diese Wahrsager sprechen vom Wasser, genießen aber einen etwas stärkeren Tropfen.“