„Ich konnte nicht länger still sitzen“ – deutsches Ehepaar hilft Hochwasseropfern

Foto: ČTK

Starke Regenfälle haben im August in weiten Teilen Nordböhmens zu Hochwasser geführt und Überschwemmungen in Deutschland, Polen und Tschechien verursacht. Dabei entstand großer Schaden im Dreiländereck. Hilfsorganisationen haben über Wochen angepackt und aufgeräumt. Doch viele Bewohner stehen immer noch vor den Trümmern ihrer Existenz. Das deutsche Ehepaar Koser aus Neugersdorf bei Zittau hat diesen Menschen geholfen. Radio Prag hat mit Uwe Koser gesprochen.

Uwe Koser und seine Mithelfer  (Foto: www.sz-online.de)
Herr Koser, Sie haben mit einer privaten Spendenaktion mehrere Lkw-Ladungen mit Kleidung, Bettwäsche, Reinigungsmitteln und vielem mehr ins polnische Bogatynia / Reichenau und nach Višňová / Böhmisch Weigsdorf im Kreis Liberec transportiert. Wieso gerade diese beiden Orte?

„Zuerst haben wir Bilder von Betroffenen in Deutschland gesehen. Irgendwann wurden dann Videos aus Polen und Tschechien auf Youtube veröffentlicht. Natürlich haben wir realisiert, dass hier im ganzen Umland viele Häuser unter Wasser stehen und viele Menschen betroffen sind, aber in Bogatynia und auch am Oberlauf der Neiße war die Katastrophe einfach wesentlich größer. Das war richtig schockierend, was da so passiert ist. Da konnte ich einfach nicht mehr länger still sitzen.“

Hl. Geistkirche in Višňová  (Foto: www.ob-vis.net/osady/visnova.htm)
Und wie sah danach der erste Schritt aus? Wie fängt man so eine Spendenaktion an?

„Ich habe erstmal mit Freunden und Bekannten telefoniert, ein paar E-Mails geschrieben, um Spenden gebeten, und bin dann auch teilweise gleich hingefahren, um die Sachen abzuholen. Ich dachte anfangs eigentlich, dass das Ganze vielleicht die Ausmaße eines kleinen Transportbusses haben wird. Das waren die Anfänge. Später kam dann die Idee, die Aktion über die Zeitung zu realisieren.“

Und dann ist ja offenbar aus der ursprünglich kleinen Aktion eine große Aktion geworden, was sicherlich ein logistischer Kraftakt ist. Wer hat Sie dabei unterstützt?

„Wir haben hier vor Ort eine Getränke-Firma, die auch etwas gespendet hat. Der Chef war hier und hat die Menge gesehen, die am ersten Spendentermin hierhergebracht worden war. Daraufhin hat er uns spontan einen Lkw zur Verfügung gestellt. Da waren wir auch richtig froh drum, denn nach dem ersten von zwei Annahmeterminen war der Lagerraum voll. Und ich war im Zugzwang. Nach dem ersten Spendenterminen musste ganz schnell was passieren, damit der Lagerraum für den nächsten Termin wieder leer wird.“

Kirche in Bogatynia  (Foto: www.wikimedia.org)
Und als die Spenden dann alle gesammelt waren, wie ging es weiter?

„Die ersten Auslieferungen haben wir an kleine Verteilungszentren in Polen gemacht und die erste große Lkw-Fuhre dann an das Grundschulzentrum in Bogatynia. Das war so ein großes Verteilungszentrum. Erst dann kam nach und nach der Kontakt nach Tschechien in Gang. Es war wesentlich schwerer, da einen Kontakt zu bekommen. Und dann nahmen die Dinge ihren Lauf.“

Wir von Radio Prag berichten ja aus Tschechien über Tschechien. Können Sie schon sagen, wie es in Zukunft weiter geht? Werden Sie mit Višňová in Kontakt bleiben?

„Wir haben einen privaten Kontakt geknüpft, dort werden wir auch noch mal hinfahren. Und ich werde mich bestimmt auch mal bei der Bürgermeisterin von Višňová erkundigen, wie es denn geklappt hat mit der Verteilung der Spenden. Da wird es also noch Kontakt geben.“