Mehr Schein als Stein: Böhmischer Granat wird häufig gefälscht
Er ist rot, funkelt und stammt aus Tschechien: Der böhmische Granat. Ein blutroter Edelstein, der größtenteils zu Schmuck verarbeitet wird und in zahlreichen tschechischen Läden über die Theke geht. Doch wer sich eines der Schmuckstücke leistet, sollte vorsichtig sein: Nicht überall sind die Steine echt. Wie kann man dennoch sicher sein, dass es sich um echte böhmische Steine handelt?
Neuer Laden neue Steine: „Guten Tag, ich suche böhmischen Granat“, begrüße ich die Verkäuferin. Sie zeigt mir eine Vitrine, die voll ist mit Armbändern und Ringen in denen der blutrote Edelstein glänzt. „Woher weiß ich denn, dass die Steine echt sind?“, will ich wissen. „Dafür haben wir Zertifikate“, entgegnet die Verkäuferin und lächelt. Auch im dritten Laden werde ich darauf hingewiesen, dass es für die böhmischen Schmuckstücke Echtheitszertifikate gibt. Eigentlich kann man hier doch nicht viel falsch machen – oder doch?
Beim Kauf der Edelsteine ist Vorsicht geboten: Weder Stein noch Zertifikat sind immer echt. Das hat die tschechische Handelsinspektion herausgefunden. Sie kontrollierte 15 Schmuckhändler in beliebten Toruistenorten wie Karlovy Vary / Karlsbad, Prag oder Český Krumlov / Böhmisch Krumau. Bei 13 dieser Händler fanden sie Fälschungen aus Glas oder anderen billigen Materialien. Die Leiterin der Handelsinspektion, Jana Příhodová, ist empört:
„Meistens sind diese Steine aus einem anderen Material, aber sie werden als Böhmischer Granat ausgegeben. Das ist eindeutig eine Täuschung der Verbraucher, wenn es sich nicht gar um Betrug handelt.“
Böhmischer Granat ist ein blutroter Edelstein. Er stammt aus dem nordböhmischen Egertalgraben. In Europa wurde er vor allem in der viktorianischen Zeit zu Schmuck verarbeitet. Noch heute werden Granate in Gold oder Silber gefasst und als Kettenanhänger, Broschen, Ohrringe, Armbänder und Ringe verkauft. Miloslav ist Vizechef der Firma Granát Turnov. Diese betreibt als einzige die Granat-Förderung in Tschechien. Für die Firma seien die Fälschungen ein Ärgernis, erklärt Šorejs.
„Viele Touristen kaufen Schmuckstücke, und die nehmen sie dann mit ins Ausland. Hinterher finden sie dann uns im Internet und reklamieren bei uns etwas, was wir gar nicht hergestellt haben.“
Die Zahlen sprechen für sich – bei dem Betrug handelt es sich nicht nur um Kleinkriminalität, meint auch der Rechtsanwalt Tomáš Dobřichovský:
„Mit großer Wahrscheinlichkeit sind diese Aktivitäten mit dem organisierten Verbrechen verbunden - wobei die Beteiligten möglicherweise auch in Geldwäsche oder sogar in Menschenhandel verstrickt sind.“
Was wirklich dahinter steckt, werden die Ermittlungen noch zeigen. Bis dahin sollten Touristen nur Granatschmuck kaufen, wenn sie sicher sind, dass die Steine echt sind.