BBC-Programm für das so genannte Protektorat Böhmen und Mähren: Trauerveranstaltung für die Opfer von Lidice
In der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1942 haben deutsche Polizeikräfte unter dem Kommando von SS-Offizieren die mittelböhmische Gemeinde Lidice dem Erdboden gleichgemacht. Als „Vergeltungsmaßnahme“ für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich wurden alle Männer im Alter über 15 Jahre sofort erschossen, die Frauen in das KZ Ravensbrück deportiert. Die Kinder wurden ins polnische Lodz verschleppt und bis auf wenige Ausnahmen vergast. Wenige Tage nach dem 10. Juni fand im britischen Coventry eine Trauerstunde für die Opfer der Tragödie von Lidice statt.
Die BBC-Programme reflektierten zum Teil auch die Ereignisse im Protektorat. Eines davon berichtete über die Trauerveranstaltung, die an einem typisch nebligen Morgen - so der Moderator - in Coventry stattfand. Zugegen waren auch der tschechoslowakische Präsident Edvard Beneš und Mitglieder der Exilregierung:
Der Moderator erinnert daran, das Coventry durch das Bombardement der deutschen Luftwaffe die schwersten Schäden im ganzen Land erlitten habe und daher auch für das Leiden anderer Städte und Dörfer sensibiliert sei. Die Bewohner von Coventry – so der Kommentar des Moderators - hätten bei dieser Gelegenheit versprochen, beim Wideraufbau von Lidice zu helfen. An den Ruinen der zerstörten Kathedrale von Coventry betete der Bischof für das „tschechoslowakische Volk“. Zu hören gab es außerdem einen Hussitenchoral, gesungen vom tschechoslowakischen Militärkorps.Nach dem Gottesdienst marschierten Militäreinheiten durch die Straßen von Coventry, geschmückt mit tschechoslowakischen Flaggen: Angehörige der Luftschutzlandwehr, die im November 1940 ihre Stadt mit Einsatz aller ihrer Kräfte vor dem deutschen Bombenangriff verteidigten, US-Soldaten, Angehörige der Landwehr der königlichen Marine, Luftstreitkräfte und Armee. Anschließend hielt Präsident Beneš eine Rede im Stadttheater:
Er sprach von der Freundschaft, die das tschechoslowakische Volk mit den Bürgern von Coventry und der Region Warwickshire verbindet, in der tschechoslowakische Einheiten monatelang übten. Er sei als Bote der ermordeten Bewohner von Lidice nach Coventry gekommen, so Beneš, um in ihrem Namen dem heldenhaften Coventry die Ehre zu erweisen. Es nähere sich der Augenblick, in dem das tschechoslowakische und das britische Volk gemeinsam das Leiden der Bewohner von Coventry und Lidice rächen würden.Seine Worte haben viel Applaus geerntet.