Tschechen schauen bei der Weltmeisterschaft in die Fernseh-Röhre

Fußballfan in Südafrika (Foto: ČTK)

Vor einigen Jahren spielte das tschechische Nationalteam noch Traum-Fußball. Doch bei der Fußball-WM in Südafrika wird es fehlen. Tschechien musste Slowenien und dem ehemaligen Bruder aus der Slowakei den Vortritt lassen. Was bedeutet diese Weltmeisterschaft nun für die tschechischen Fußballfans? Und wem drücken sie die Daumen, wenn ihr Team nicht dabei ist?

Pavel Nedvěd, Karel Poborský, Jan Koller – diese und weitere große tschechische Spieler haben in den letzten Jahren nach und nach ihre Fußballerkarriere an den Nagel gehängt. Mit einem Team im Umbau und ohne Stars misslang die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Südafrika. Das Interesse an der WM ist bei den Fußballfans aber nicht ganz gesunken.

„Nein, nein, ob Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft, das darf ich als Fußballfan nicht verpassen. Es geht nicht nur um das Nationalteam. Sicher, ich würde mehr mitfiebern, wenn die tschechische Mannschaft dabei wäre. Aber auch so werde ich versuchen, mir alle Spiele anzuschauen“,

Training der südafrikanischen Mannschaft  (Foto: ČTK)
sagt ein Anhänger des Prager Traditionsklubs Slavia entschieden. Ganz ähnlich sieht es auch ein weiblicher Fan:

„Ich werde genauso Fußball schauen, auch wenn unser Team fehlt. Aber natürlich wäre das Erlebnis stärker und impulsiver, wenn unsere Jungs dabei wären.“

Die WM-Spiele zu schauen bedeutet: am Fernsehgerät mitzuverfolgen. Gut, dass das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen praktisch alle Begegnungen live überträgt. Nur sehr wenige Tschechen planen, den Stadien in Südafrika einen Besuch abzustatten. Einer der wenigen Reiseanbieter, die die WM dennoch im Programm haben, ist das Reisebüro Slantour.

„Die Reisen nach Südafrika sind für tschechische Fans nicht gerade billig. Und da Tschechien nicht dabei ist, ist das Interesse deutlich geringer als bei der letzten Europameisterschaft oder der Weltmeisterschaft in Deutschland“,

Foto: ČTK
eklärt Inhaber Ladislav Peška. In Zahlen ausgedrückt, seien das nur einige Dutzend Reisende anstatt mehrerer Tausender.

Fans aus Böhmen, Mähren und Schlesien sind im Hinblick auf Fußball-Weltmeisterschaften leidgeprüft. Nach 1970 gelang der tschechoslowakischen und später der tschechischen Elf die Teilnahme insgesamt nur drei Mal – also einmal je Fußballergeneration. Da kann man dann auch ruhig mal „fremd jubeln“. Ihre private Lieblingsmannschaft beim Turnier in Südafrika haben die tschechischen Fans auch schon gefunden: die Slowakei. Dem ehemaligen Brudervolk drücken die Tschechen am meisten die Daumen. Wie nah man sich steht, zeigt auch ein weiterer Umstand: Ihr letztes Vorbereitungs-Camp vor Südafrika hatten die Slowaken in demselben österreichischen Ort aufgeschlagen, wo sich in den letzten Jahren immer die tschechische Mannschaft auf die großen Turniere vorbereitet hat.

Autor: Till Janzer
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