Premier Fischer wird Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
Premier Fischer weiß seit kurzem, was er tun wird, wenn seine Übergangsregierung die Amtsgeschäfte abgibt. Fischer wird Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung – ein Posten über den sich nicht nur er freut.
„Ich erinnere an meine Aussage vor einem halben Jahr: Ich möchte nicht in der Politik bleiben. Ich denke über eine Tätigkeit in einer tschechischen oder internationalen Fach-Institution nach“, sagte Übergangspremier Fischer am Mittwoch auf einer Pressekonferenz, bevor er verkündete, wo er demnächst arbeiten wird. Jan Fischer ist der künftige Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung; Tätigkeitsort: London.
Von Finanzminister Janota und dem Gouverneur der Nationalbank Tůma vorgeschlagen, hat Fischer die internationale Ausschreibung für den Posten gewonnen. Umweltschutz und Reaktorsicherheit sollen seine Aufgabengebiete sein. Außerdem wird Fischer für Investitionsstrategien zuständig sein. Die Europäische Bank wurde 1991 gegründet und hat 61 Länder als Anteilseigner. Ihr Ziel ist es, den postkommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas den Übergang zur Marktwirtschaft zu ebnen sowie private und unternehmerische Initiativen zu fördern. Ein Posten mit Prestige, da sind sich auch die beiden Volkparteien, die Bürgerdemokraten und die Sozialdemokraten, ausnahmsweise mal einig. Bürgerdemokratenchef Petr Nečas:„Es ist sicherlich gut für uns jemanden auf einer so bedeutenden Position zu haben. Das intensiviert die Kontakte zwischen der Tschechischen Republik und der Europäischen Bank, und das bringt sicherlich viel Positives für unser Land.“
Und mit Jan Fischer auf diesem Posten sind sogar die Sozialdemokraten zufrieden, auch wenn dieser eher den Bürgerdemokraten nahe steht. Milan Urban, stellvertretender ČSSD-Vorsitzender:
„Ich denke, dass er ein guter und kompetenter Vertreter der Tschechischen Republik in dieser Institution sein wird.“
Fischer einen Stein in den Weg schmeißen könnte allerdings noch die unberechenbare tschechische Politszene. Und es wäre nicht das erste Mal, dass Fischer umdisponieren muss. Die vorgezogenen Neuwahlen zum Abgeordnetenhaus – geplant für vergangenen Herbst - fanden nicht statt und der Übergangspremier musste im Amt bleiben. Und wenn der reguläre Wahltermin Ende Mai abermals keine mehrheitsfähige Regierung bringt, dann könnte aus dem Übergangspremier langsam aber sicher ein Dauerpremier werden. Fischer will sein Land jedenfalls nicht im Stich lassen:„Falls mein Engagement in der Politik länger als gedacht dauern sollte – was ich nicht hoffe und nicht will – dann werde ich selbstverständlich meinen Verpflichtungen gegenüber diesem Land nachkommen und weiter Premier der Übergangsregierung bleiben.“Und wenn doch alles glatt laufen sollte, dann tritt Jan Fischer im September sein neues Amt als Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung an.