Polizei bilanziert: Kriminalität im tschechisch-österreichischen Grenzgebiet niedrig
Seit gut einem Jahr arbeiten tschechische und österreichische Polizeibeamte in kleinen Teams zusammen. Sie ermitteln bei der Aufklärung von Kriminalfällen auf beiden Seiten der Grenze und haben auch einige Erfolge erzielt. Eines der Teams vereint Polizisten aus Brno / Brünn und Znojmo / Znaim sowie aus Hollabrunn, Horn und Mistelbach. Diese Woche zog es eine erste Bilanz. Dazu Franz Prucher, der Sicherheitsdirektor für das Bundesland Niederösterreich, im Interview.
Herr Pucher, seit Februar 2009 arbeiten die Polizei in Niederösterreich und die Polizei in Südböhmen in einem so genannten Micro-Team zusammen. Wie ist ihre Bilanz und mit welcher Art Kriminalfälle beschäftigen Sie sich?
„Auf der österreichischen Seite haben wir fast 100 schwere Straftaten klären können. Das war nur möglich, weil die tschechische Seite und die österreichische Seite sehr intensiv zusammengearbeitet haben. Und die Tschechen haben auf ihrer Seite gemeinsam mit uns über 120 Fälle geklärt. Es sind 20 Personen ausgeforscht worden. Die Fälle betreffen vor allem den Eigentumsbereich. Tschechien ist ja für viele Täter aus Osteuropa ein Sprungbrett auch zu uns. So wohnte zum Beispiel ein Staatsbürger aus dem Kosovo in Tschechien und war in Österreich einbrechen.“
Gab es denn einen Fall, den Sie als Ihren größten Erfolg bezeichnen würden?
„Der geschilderte Fall: Er war insofern wichtig, als die Schadenssumme sehr hoch war. Dieser eine Täter hat einen Schaden von fast 60.000 Euro angerichtet, er hatte eine Firma ausgeräumt. Sehr wichtig war auch ein Fall, bei dem Einbrüche in Häuser aufgeklärt werden konnten. Denn durch diese Erfolge konnten wir der Bevölkerung zeigen: Es funktioniert auf beiden Seiten. Aber wir sind auch froh, dass wir gerade entlang der Grenze, in den Grenzbezirken, eine sehr niedrige Kriminalität haben. Und durch die Fälle, die wir sozusagen gemeinsam geklärt haben, konnte die Sicherheitslage sogar noch verbessert werden.“Sie sprechen von einer geringen Kriminalität im Grenzgebiet. Es gab ja auch Berichte gab, die sagten, dass nach dem Beitritt der Tschechischen Republik zum Schengen-Raum die Kriminalität in dieser Gegend gestiegen wäre…
„Das haben wir nicht feststellen können, so unmittelbar nach dem Schengen-Beitritt. Tschechien ist für uns kein ´Täter-Land´: Täter aus Österreich, die in Tschechien Straftaten begehen und umgekehrt - das hält sich ziemlich die Waage. Niederösterreich ist hauptsächlich betroffen von Tätergruppen aus Osteuropa und vom Balkan – Serbien, Georgien, Moldawien, Rumänien. Viele dieser Tätergruppen fahren über Ungarn, Slowenien oder Tschechien zu uns. Die Tschechen selbst liegen bei der Täterhäufigkeit weit hinten.“Könnten Sie schildern, wie die Zusammenarbeit in dem tschechisch-österreichischen Team abläuft…
„Wir haben in Drasenhofen das Polizeikooperationszentrum, in dem Tschechen und Österreicher gemeinsam sitzen und die Lage analysieren. Man tauscht die Informationen relativ rasch aus. Aufgrund von Tatortspuren, die man vergleicht, kann man feststellen, dass jemand nicht nur bei uns, sondern beispielsweise auch in ein Blockhaus in Südmähren eingebrochen ist. Das wird dann rasch und auf unkomplizierte Weise geklärt. Der große Vorteil ist, und das habe ich mir auch vorgestern wieder angeschaut, dass Gott sei dank auch einige unserer Leute mittlerweile ganz gut Tschechisch können. Denn die Tschechen können relativ gut Deutsch. Das heißt, die sprachliche Barriere ist abgebaut, und das macht letztlich auch den Erfolg aus.“