Lebensmittelbanken: statt in die Mülltonne für einen guten Zweck
Tausende Tonnen Lebensmittel landen auch in Tschechien jedes Jahr in der Mülltonne. Gleichzeitig leben knapp zehn Prozent der Tschechen unter der Armutsgrenze. Karitative Organisationen wollen nun helfen – und hoffen auf die Zusammenarbeit mit Lebensmittelherstellern und Handelsketten.
Tausende Tonnen. Zum Vergleich: Im etwas kleineren Österreich werden nach Berichten des Österreichischen Rundfunks pro Tag und Supermarktfiliale rund 45 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Das macht unglaubliche 40.000 Tonnen pro Jahr. Die so genannten Lebensmittelbanken wollen der Verschwendung in Tschechien nun Einhalt gebieten:
„Schön langsam bemerken Handel und Industrie, dass Lebensmittel auch dann einen Wert haben, wenn sie kurz vor dem Ablaufdatum stehen. Und dass es besser ist, sie zu spenden anstatt sie wegzuschmeißen“, so Fabrice-Martin Plichta von der Vereinigung der tschechischen Lebensmittelbanken im Tschechischen Fernsehen. Einer der Partner der karitativen Organisation ist die Großhandelskette Makro. Deren Sprecherin Romana Nýdrle:
„Wir spenden nur frische Lebensmittel. Hauptsächlich Milchprodukte, Obst und Gemüse sowie Gebäck, aber auch Fleischwaren. Wichtig ist, dass alles verpackt ist.“
Nicht alle Produkte stehen kurz vor dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums, manchmal sind sie einfach nur falsch etikettiert oder stammen aus Überproduktionen. Mitarbeiter der Lebensmittelbanken holen die Waren bei den Spendern ab und verteilen sie an wohltätige Einrichtungen weiter. Etwa an Obdachlosenküchen oder Kinderheime. Im vergangenen Jahr sind so rund 300 Tonnen Lebensmittel im Wert von etwa 600.000 Euro statt im Müll auf den Tischen Bedürftiger gelandet. Doch im europaweiten Vergleich hat Tschechien noch einiges aufzuholen
„In Polen hat das Umdenken früher eingesetzt. Dort gibt es schon viel mehr Lebensmittelbanken. Wir wollen dazu beitragen, dass auch Tschechien dieses Niveau bald erreicht“, sagt Pavel Šercl von der tschechischen Filiale des Lebensmittelmultis „Kraft Foods“. Doch bis es so weit ist, wird noch einiges an Überzeugungsarbeit nötig sein. Etwa bei der Supermarktkette „Tesco“:„Unsere Filialen werden auf Grundlange langfristiger Erfahrungen beliefert. Aus diesem Grund ist die Menge an Lebensmitteln, die wir den Lebensmittelbanken spenden könnten, vernachlässigbar“, meint Unternehmenssprecherin Eva Karasová. Ein Blick in die auch knapp vor Geschäftsschluss randvollen Brot- und Gemüsekörbe lässt auch andere Schlüsse zu.