Lebensmittelverschwendung in Tschechien ist höher als gedacht
Die Tschechen werfen deutlich mehr Lebensmittel weg, als sie subjektiv wahrnehmen. Darin waren sich die Teilnehmer einer Konferenz über Lebensmittelverschwendung in dieser Woche in Prag einig.
Im vergangenen Jahr habe ein Mensch hierzulande durchschnittlich 33 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Die Befragten gäben jedoch an, weniger als die Hälfte dieser Menge wegzuwerfen. Das ergibt sich aus einer Untersuchung, über die Lea Kubíčková von der Mendel-Universität in Brno / Brünn auf einer Konferenz über Lebensmittelverschwendung am Mittwoch in Prag berichtet hat. „Die Menschen haben keinen Überblick darüber, wie verschwenderisch sie sind“, betonte die Wirtschaftswissenschaftlerin.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch Untersuchungen der Akademie der Wissenschaften. Demzufolge können die Menschen die Menge der weggeworfenen Lebensmittel nicht richtig einschätzen. „Die Befragten neigen dazu, diese Menge deutlich zu unterschätzen“, sagte die Soziologin Radka Hanzlová von der Akademie der Wissenschaften. Sie fügte hinzu, dass das Thema Lebensmittelverschwendung im Allgemeinen zu wenig beachtet werde und es an zuverlässigen Daten mangele.
Nach Angaben des Instituts für Agrarwirtschaft landen in Tschechien jedes Jahr durchschnittlich 800.000 Tonnen Lebensmittel im Müll, Haushaltsabfälle haben daran einen Anteil von 53 Prozent. Der Rest sind Abfälle aus Geschäften, der Industrie oder der Gemeinschaftsverpflegung. Martin Štěpánek vom tschechischen Landwirtschaftsministerium zufolge will der Staat unter anderem Gaststätten die Möglichkeit geben, übrig gebliebene Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen oder Lebensmittelbanken zu spenden. Eines der Ziele der EU ist es, den Anteil an Lebensmittelabfällen bis 2050 zu halbieren.