Soziales Essen: Parlament setzt sich gegen Verschwendung und für Lebensmittelbanken ein

Foto: Agnés Joyaut

Immer mehr Staaten kämpfen gegen die Lebensmittelverschwendung. Nachdem Frankreich das wohl rigoroseste Gesetz gegen das Wegwerfen beschlossen hat, gesellen sich mittlerweile Länder dazu. Nun hat auch das tschechische Parlament ein Gesetz in diese Richtung vorgeschlagen und stärkt damit bereits bestehende Projekte. Profitieren sollen vor allem Bedürftige.

Foto: Agnés Joyaut
Eigentlich ist das Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung nichts Neues. In Tschechien läuft bereits seit dem vergangenen Jahr ein Pilotprojekt. Supermärkte können unverkäufliche Produkte an sogenannte Lebensmittelbanken verteilen. Diese reichen die Spenden dann an Institutionen zur Unterstützung Bedürftiger weiter. Václav Koukolíček ist Sprecher einer großen Supermarktkette und erklärt den Bedarf:

„Beispielsweise Bananen werden gerne gespendet und auch gerne genommen. Sie sind in den Geschäften in großen Mengen verfügbar und bleiben dementsprechend auch übrig.“

Bisher ist die ganze Angelegenheit freiwillig. Die Parlamentarier machen die Verteilung von Milch Brot oder Gemüse aber nun zur Pflicht. Es drohen Strafen in Millionenhöhe, sollten dennoch Lebensmittel in den Supermarktcontainern landen, die eigentlich noch verwertbar sind. Das Parlament möchte damit die übermäßige Verschwendung von Lebensmitteln unterbinden. Tschechien steht dabei nicht besser da als andere europäische Staaten. Rund 80 Kilogramm pro Kopf und Jahr enden in den Abfalleimern.

Marian Jurečka  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Vielen Supermärkten schmeckt die neue Verpflichtung jedoch nicht. Man verweist auf die schlechte Infrastruktur der Lebensmittelbanken und Schwierigkeiten beim Transport. Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) hält die Befürchtungen für unbegründet und verweist auf die großzügige Übergangsfrist:

„Die Zeit sollte für alle Vorbereitungen ausreichend sein. Die tschechischen Lebensmittelbanken und auch andere wohltätige Organisationen haben zwei Jahre Zeit, um die nötige Infrastruktur weiter auszubauen.“

Dass der Bedarf an Lebensmittelspenden da ist, steht außer Frage. Zwar ist die wirtschaftliche Lage in Tschechien gut. Dennoch sind viele Menschen auf das subventionierte Essen angewiesen. Besonders Obdachlose und Alleinerziehende können sich die Lebensmittel in den Supermärkten kaum oder gar nicht leisten. Ein Beispiel ist Jiřina Svojanovská, die alleinerziehende Mutter zweier Töchter ist. Nach allen Abzügen blieben ihnen für das Essen im Monat rund 1000 Kronen, also rund 36 Euro. Dazu leben rund 15 Prozent der tschechischen Rentner am Existenzminimum.

Die tschechischen Lebensmittelbanken sind aber bei weitem nicht die einzige Institution, die Bedürftigen einen vollen Magen garantiert. Einige Restaurants lassen ihre Gäste zusätzliche Mahlzeiten bezahlen. Diese können dann von Obdachlosen in Anspruch genommen werden.

Foto: Ľubomír Smatana,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Ein weiteres Konzept sind öffentliche Kühlschränke, die ebenfalls meist von Restaurants aufgestellt werden. Sie funktionieren nach dem Prinzip der öffentlichen Bücherschränke. Jeder kann seine Lebensmittel dort ablegen, und genauso kann sie sich jeder nehmen. Petra Pípalová betreibt ein Prager Café und einen öffentlichen Kühlschrank:

„Wenn ich etwas nicht mehr essen kann oder für eine längere Zeit wegfahre, bringe ich das Essen hierher. Ich lasse es einfach im Kühlschrank, und irgendjemand nimmt es sich dann.“