Medaillen für die Nachteulen

Martina Sáblíková auf dem Wenzelplatz (Foto: ČTK)
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Seit einigen Tagen kann man wieder richtig ausschlafen. Die olympischen Spiele sind vorbei und man braucht nicht mehr in den schlaflosen Nächten vor dem Bildschirm um die Gesundheit der tschechischen Athleten und deren glücklichen Start in die Loipe zu bangen.

Ob man nun jede Runde der zweifachen Olympia-Siegerin Martina Sáblíková auf dem Eisoval mit vorantreibenden Blick mitmachte, oder vielleicht dem gefaulten Eishockeystar Jarda Jágr wenigstens von der Couch aus, wieder auf die Beine half: Die Tage, oder eher Nächte gefüllt mit Sport, waren recht anstrengend. Die Mühe der miteifernden tschechischen Sportfans scheint sich allerdings gelohnt zu haben. Auch wenn das unermüdliche Anfeuern aus der Ferne sich nicht immer als wirksam gezeigt hatte, war es zweifelsohne von einer unübersehbaren Bedeutung für den Medaillengewinn des tschechischen Olympia-Teams. Die Sportfans werden übrigens von den Akteuren selbst in ihrer Überzeugung, wie sehr sie durch ihre flehenden Blicke auf die Glotze und ihre fast zerdrückten Daumen geholfen haben bekräftigt. Und wir können stolz sein, dass wir die hervorragende Leistung hervorgebracht haben, wach zu bleiben und sich keines der entscheidenden Rennen oder Spiele entgehen zu lassen. Denn auch dank uns, den Nachteulen, waren es die erfolgreichsten Winterspiele der tschechischen Geschichte!

Martina Sáblíková auf dem Wenzelplatz  (Foto: ČTK)
Und dabei wurden noch nicht die Erfolge einiger Fast-Tschechen mit einberechnet: wie beispielsweise von Evan Lysacek, den die Tschechen schön tschechisch „Lysáček“ aussprechen. Manch einem tschechischen Sportfan schlug das Herz schon höher, als der Mann mit den Wurzeln in Ostrava den Pljuschtschenko geschlagen hat. Vor allem nachdem der Russe kurz vorher der tschechischen Zeitung, mit der höchsten Auflage gegenüber mitgeteilt hatte, er sei der allerbeste Eiskunstläufer aus dem allerbesten Land mit dem allerbesten Politiker an der Spitze Namens Putin, den er - Pljuschtschenko für seinen Zaren halte.

Die einst so geliebten, zuletzt jedoch wenig erfolgreichen Eishockeyspieler wurden von den tschechischen Sportfans nun durch die goldene und bronzene Martina vom Eisoval ersetzt. Sie ist der neue Liebling. Und sie hoffen, dass man sich auf sie, wie zuletzt, auch bei den nächsten Wettbewerben verlassen kann. Danke, Martina und bis zum nächsten Mal! Auch wenn wir nur vor der Glotze sitzen werden.