Vor 20 Jahren aufgelöst: Tschechoslowakische Geheimpolizei (StB)
Am letzten Januartag des Jahres 1990 veröffentlichte der damalige Innenminister Richard Sacher einen Erlass, mit dem die kommunistische Geheimpolizei der Tschechoslowakei (StB) aufgelöst werden sollte. In Kraft trat diese Bestimmung am 15. Februar desselben Jahres. So wurde die StB, die zu einer berüchtigten und menschenfeindlichen Institution geworden war, 42 Jahre nach der Gründung aufgelöst.
Das Erbe der tschechoslowakischen Geheimpolizei StB ist auch 20 Jahre nach ihrer Auflösung immer noch in der tschechischen Gesellschaft präsent. Seit 2007 bemüht sich das Prager Institut für das Studium der totalitären Regime, in dieses dunkle Kapitel der Geschichte mehr Licht zu bringen. Vieles muss noch erforscht werden, trotzdem kann das Institut bereits manche wichtige Frage beantworten. Zum Beispiel wie viele Menschen von der StB bespitzelt wurden. Institutsleiter Pavel Žáček:
„Es ist noch schwierig, eine endgültige Zahl zu nennen. Wir wissen indes: Im Jahr 1989 führte die StB zwischen 60.000 und 70.000 Akten über Einzelpersonen oder Gruppen. Wenn man noch die Akten von Personen hinzurechnet, gegen die ermittelt wurde oder die die Passstelle der Polizei in ihrer Evidenz hatte, dann waren es rund 100.000 Menschen, die die StB in diesem einen Jahr im Visier hatte.“
Bei der Auflösung der StB stellte sich 1990 die Frage: Wohin mit den hauptamtlichen StB-Mitarbeitern? Und: Was soll mit den ganzen Aktenbergen und den geheim erworbenen Informationen eigentlich passieren? Pavel Žáček:
„Damit begann ein Kampf um die Nutzung des Akteninhalts und der zurückgebliebenen Archiv-Materialien. Die Unterlagen mussten zunächst das Potential eines Machtmittels verlieren und sich in Quellen der historischen Forschung verwandeln. Das hat fast 20 Jahre gedauert.“
Was nichts anderes heißt als: Die Erforschung der StB beginnt erst jetzt so richtig. Vergangenes Jahr wurden erstmals offiziell Namen der ehemaligen hauptamtlichen StB-Mitarbeiter veröffentlicht. Nicht alle übrigens. Es fehlen jene, die bis heute für die Polizei tätig sind. Ihre Zahl bezeichnet Žáček als gering im Vergleich zu 1989. Der Schaden liege indes anderswo, sagt er:
„Die Folgen des Denunzierens und der StB-Tätigkeit, die auf Erfahrungen der sowjetischen Geheimpolizei aufgebaut wurde, sind die größten Probleme, mit denen unsere Gesellschaft bis heute auf moralischer Ebene konfrontiert wird. Bis heute tun wir uns schwer im Umgang mit dieser Vergangenheit.“
Doch es gibt auch reelle Probleme: So streiten immer noch viele Opfer vor Gericht um die Anerkennung als politisch Verfolgte, während ein Teil der ehemaligen StB-Mitarbeiter großzügige Renten bezieht.