Tschechische Musiker traten zugunsten der Erdbebenopfern in Haiti auf
Überall finden in den reicheren Ländern der Erde in diesen Tagen Benefizkonzerte für Haiti statt. Am schnellsten mit der musikalischen Hilfe für den erdbebengeschädigten Inselstaat waren aber wohl Veranstalter in Prag. Bereits am frühen Donnerstagnachmittag begann auf dem Altstädter Ring die Veranstaltung Help Haiti, am Abend schloss sich ihr in einem Prager Club ein weiteres Konzert an.
„Es war nicht sonderlich schwer, die Künstler anzusprechen. Diejenigen, die zu unserem Pech eigentlich schon einen vollen Kalender hatten, haben sogar Auftritte abgesagt, um Haiti zu helfen. Es reichten einige wenige Anrufe, niemand hat sich herausgeredet. Wer konnte, der ist gekommen. Die Künstler, die wir eingeladen haben, treten hier kostenlos auf, ohne Anspruch auf ein Honorar.“
Kostenlos war auch der Besuch des Konzerts. Bei Minusgraden verweilten die Zuschauer meist nur zwei, drei Stücke lang vor dem Podium. Genug Zeit aber, um der Aufforderung der Veranstalter zu folgen und mit einer SMS Geld auf das Konto von humanitären Organisationen zu schicken.„Ich habe auch beigetragen. Von jeder SMS gehen ja 27 Kronen an Hilfe an humanitäre Organisationen“, sagte eine Frau mittleren Alters.
Zu den Spenden forderten von der Bühne auch Premier Jan Fischer und der Prager Oberbürgermeister Pavel Bém auf. Am Ende des Marathonkonzerts zählten die Veranstalter fast 100.000 SMS-Nachrichten, also Spenden von insgesamt umgerechnet über 100.000 Euro. Rund doppelt so viel Geld brachte am Donnerstagabend ein weiteres mit tschechischen Musikstars gespicktes Konzert ein. Im Prager Club La Fabrika übermittelte auch Ex-Präsident Václav Havel eine Videobotschaft. Er sagte, das vernichtende Erdbeben auf Haiti sollte uns Menschen auch als Zeichen dienen.
„Mehr Demut würde uns wohl zu einer besseren Zukunft dieser Welt verhelfen. Vielleicht hat uns die Welt auf diese Weise genau darauf auch ein wenig aufmerksam gemacht.“Dieses Konzert wurde im Übrigen live im Fernsehen übertragen. Auch das hat dazu beigetragen, dass die Tschechen in den letzten Tagen wenigstens rückwirkend Demut gezeigt haben. Insgesamt hatten sie bis Donnerstagabend umgerechnet bereits über 1,5 Millionen Euro auf die Hilfskonten humanitärer Organisationen geschickt. Das ist doppelt so viel, wie die tschechische Regierung bereitgestellt hat.