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Gedenken an den Beginn der Samtenen Revolution von 1989
In Tschechien wurde am Dienstag an vielen Orten an den Sturz des kommunistischen Regimes vor 20 Jahren gedacht. Allein in Prag fanden mehr als 20 Veranstaltungen statt – darunter auch Konferenzen, Konzerte und Ausstellungen. Bürgerinitiativen bildeten die Studentenproteste des 17. November 1989 entlang der damaligen Routen nach. Die Studentendemonstration wurde damals zum Auftakt für den politischen Umsturz in der Tschechoslowakei. An die Samtene Revolution erinnerten auch tschechische Politiker bei mehreren Veranstaltungen und mit der Niederlegung von Kränzen und Blumen am Mahnmal in der Nationalstraße. Im Prager Veitsdom wurde zudem ein Gedenk-Gottesdienst gefeiert. Eine große zentrale Feier zum Sturz des kommunistischen Regimes vor 20 Jahren war nicht geplant.
Rechtsradikale stören Gedenken an Samtene Revolution in Prag
Rechtsradikale haben wiederholt die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Samtenen Revolution gestört. Zweimal musste am Dienstag die Polizei einschreiten und nahm ihren Angaben nach insgesamt 48 Extremisten fest. Bereits am Nachmittag hatten sich etwa 200 bis 300 Anhänger der rechtsradikalen Arbeiterpartei am Ort der größten Gedenkveranstaltung auf der Prager Nationalstraße versammelt. Zwar gelang es der Polizei, die nicht angemeldete Versammlung aufzulösen, bei ihrem Abmarsch griffen die Extremisten jedoch Menschen an. Am späteren Nachmittag drängten Polizeikräfte die Rechtsextremisten erneut ab, als diese sich einem Demonstrationszug näherten. Dabei warfen die Extremisten mit Pflastersteinen.
Präsident Klaus: 1989 ist mit den Ereignissen von 1939 verbunden
Präsident Václav Klaus hat herausgestrichen, dass die Studentenproteste vom 17. November 1989 eng mit der Verfolgung tschechischer Studenten durch die Nazis im Jahr 1939 verbunden sind. Darauf wies Klaus am Dienstagvormittag bei einem Gedenkakt vor dem Hlávkov-Studentenwohnheim in Prag hin. Am 17. November 1939 hatten die Nazis alle tschechischen Hochschulen geschlossen, neun Studenten erschossen und über 1200 weitere in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Als 50 Jahre später tschechische Studenten erneut auf die Straße gingen, wollten sie an die Ereignisse von 1939 erinnern.
Staatspräsident Klaus legte zudem am Vormittag einen Kranz am Mahnmal zu den Demonstrationen von 1989 in der Prager Nationalstraße nieder. Dabei wurde der Präsident von einigen früheren Studentenführern ausgepfiffen. Wie die Nachrichtenagentur ČTK berichtet, musste die Polizei einschreiten, um Handgreiflichkeiten zu verhindern.
Ex-Präsident Havel ehrt Widerstandskämpfer, die nicht mehr leben
Ex-Präsident Václav Havel hat am Dienstag im tschechischen Senat bei einer Konferenz zum Sturz des kommunistischen Regimes vor 20 Jahren an jene Leute erinnert, die gegen den Kommunismus gekämpft haben, aber nicht mehr am Leben sind. Havel, der als Schlüsselfigur der Samtenen Revolution gilt, verlas die Namen von rund 150 Menschen. Zu ihnen gehörten beispielsweise der Dichter Jaroslav Seifert sowie Havels erste Ehefrau Olga.
An der Konferenz nahmen auch heutige Politiker teil. Premier Jan Fischer warnte vor „Fehlfunktionen“ der Demokratie. Diese Fehlfunktionen führten zu wachsender Gewalt, zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf der einen Seite und einer Abkehr von gesellschaftlicher Verantwortung auf der anderen Seite.
Senatsvorsitzender Sobotka: Leugnung der Verbrechen des Kommunismus sollte verfolgt werden
Der Vorsitzende des tschechischen Senats, Přemysl Sobotka, hat Europas Politiker dazu aufgerufen, Leugnung und Herunterspielen der Verbrechen des Kommunismus genauso zu verfolgen, wie dies bei den Verbrechen des Nationalsozialismus praktiziert werde. Sobotka stellte den Aufruf am Dienstag bei der Konferenz im tschechischen Senat zum Sturz des Kommunismus vor 20 Jahren vor. Den Aufruf entworfen haben neben Sobotka noch Politiker aus weiteren postkommunistischen Ländern, die an der Konferenz teilnahmen. Im April hatte das Europäische Parlament eine Resolution verabschiedet, in der es die Verbrechen totalitärer und autoritärer Regime verurteilt hat.
Tschechien rutscht in Korruptionsbewertung von Transparency weiter ab
Korruption ist in Tschechien weiterhin ausgesprochen verbreitet für europäische Verhältnisse. Das zeigt der aktuelle Korruptionsindex der Organisation Transparency International. Gegenüber dem Vorjahr verschlechterte sich Tschechien um sieben Plätze auf Rang 52. Verschlechtert hat sich die Lage auch in weiteren europäischen Staaten wie der Slowakei, Griechenland, Lettland, Polen oder Rumänien.
Transparency stützt sich bei seinem Korruptions-Index auf 13 verschiedene Experten und Berichte der Wirtschaft. Insgesamt wurden 180 Staaten bewertet. Weltweit am besten schneiden Neuseeland ab und Dänemark, am Ende der Skala liegen Afghanistan und Somalia.
Der französische Konzern Areva beliefert KKW Temelín in den nächsten 15 Jahren mit Uran
Der französische Atomtechnikkonzern Areva wird 15 Jahre lang das Kernkraftwerk Temelin in Südböhmen mit angereichertem Uran beliefern. Dies gab Areva am Dienstag in Paris bekannt. Der Wert des Auftrages wurde nicht genannt. Temelín wird vom Stromkonzern ČEZ betrieben und umfasst zwei der insgesamt sechs Reaktorblöcke in Tschechien, die anderen vier gehören zum Kernkraftwerk Dukovany. Insgesamt produzieren die beiden Atommeiler 31 Prozent des tschechischen Stroms.
Eisenbahntunnel bei Jablunkov stürzt zum zweiten Mal ein
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage sind Teile eines Eisenbahntunnels bei Jablunkov an der tschechisch-slowakischen Grenze eingestürzt, an dem Tunnel wird gebaut. Der Zugverkehr auf der internationalen Strecke von Ostrava / Ostrau in die Slowakei wurde für eine Stunde gestoppt, angeblich hatten dies die Baubehörden aber unabhängig vom Tunneleinsturz gefordert. Der Einsturz betraf etwa 12 bis 15 Meter der Tunnellänge. Bereits am Sonntag war bei einem Einsturz am selben Tunnel ein etwa 150 mal 50 Meter großer Krater entstanden. Nach Informationen tschechischer und slowakischer Medien hatte es keine Toten oder Verletzten gegeben.
Tennis: Tschechischer Davis-Cup-Kapitän äußert sich zu Aufstellung der Spanier
Der Kapitän des tschechischen Davis-Cup-Teams, Jaroslav Navrátil, sieht keine Überraschung in der Aufstellung der Spanier für das Finale zwischen beiden Ländern Anfang Dezember. Die Aufstellung mit Rafal Nadal als Nummer eins sowie Fernando Verdasco, David Ferrer und Feliciano López sei „zu erwarten gewesen“, so Navrátil. Tschechien will das Aufeinandertreffen, für das Titelverteidiger Spanien Heimrecht hat, mit Radek Štěpánek, Tomáš Berdych, Lukáš Dlouhý und Jan Hájek bestreiten. Das Daviscup-Finale wird in Barcelona auf Sand gespielt und findet vom 4. bis 6. Dezember statt.
Temperaturrekorde purzeln: in Südböhmen fast 20 Grad
An einigen Orten in Tschechien wurden am Dienstag Temperaturrekorde registriert. Am wärmsten war es im südböhmischen České Budějovice / Budweis, wo das Quecksilber auf 20,4 Grad stieg. Dort wurde der Rekord aus dem Jahr 1926 gebrochen, der drei Grad weniger betragen hatte. Auch an weiteren Orten im Süden und im Westen des Landes kletterten die Temperaturen auf über 18 Grad Celsius. Das milde Wetter soll noch bis Sonntag andauern. Vor 20 Jahren am Tag der Studentendemonstration in Prag, die zum Sturz des kommunistischen Regimes führte, war es deutlich kälter, schreibt die Presseagentur ČTK. Damals lagen die Temperaturen bei etwa 4 Grad.
Das Wetter am Mittwoch, 18. November: heiter bis wolkig und mild
Am Mittwoch ist es in Tschechien weitestgehend heiter, im Osten des Landes muss bei stärkerer Bewölkung anfangs noch mit Regen gerechnet werden. Gegen Abend trübt dann der Himmel von Westen her erneut ein. Weiterhin ist es mild bei Tageshöchsttemperaturen zwischen 9 und 13 Grad Celsius.