Grund zur Panik? Schweinegrippe breitet sich aus

Bisher sah es beinahe so aus, als bliebe Tschechien von ihr verschont, während sie in den Nachbarländern grassiert. Die Rede ist von der Schweinegrippe. Doch nun steigt auch hierzulande die Zahl der Neuerkrankungen. Einige Schulen und Krankenhäuser mussten bereits ihren Betrieb einschränken oder zur Gänze schließen. 486 Menschen sind zurzeit in Tschechien an der Schweinegrippe erkrankt, um 92 mehr als in der Vorwoche. Diese offiziellen, am Donnerstag vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Zahlen, sind aber wohl nur die Spitze des Eisbergs.

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So sind am Gymnasium im westböhmischen Cheb / Eger gleich ein Drittel der Schüler mit Grippesymptomen zu Hause geblieben. Der Direktor hat daraufhin die Schule bis zum Freitag der kommenden Woche geschlossen. Auf das H1N1-Virus getestet worden sind aber nur drei zufällig ausgewählte Schüler. Bei allen ist das Ergebnis positiv.

Gestorben an der Schweinegrippe ist bisher eine 30-jährige Frau in Karlsbad. Bei einem am Donnerstag in der Prager Universitätsklinik Vinohrady verstorbenen Patienten war das Virus entgegen ursprünglichen Meldungen nicht die Todesursache:

„Die eigentliche Todesursache war die Leukämie, an der der Patient gelitten hat“,so Klinik-Sprecherin Jana Jelínková im Tschechischen Fernsehen. Zwei weitere Patienten liegen mit schweren Grippesymptomen in der Prager Klinik, wie der ärztliche Leiter, Marek Zeman, im Gespräch mit dem Tschechischen Rundfunk erklärt:

„Seit vergangener Woche liegt ein Patient bei uns auf der Herzklinik. Sein Zustand ist stabil, aber immer noch ernst. Der zweite Grippekranke in der hämatologischen Abteilung ist mittlerweile in einem guten Zustand.“

Auch unter dem Personal des Krankenhauses Vinohrady hat sich das H1N1-Virus ausgebreitet. Drei Ärzte und ein Dutzend Krankenschwestern sind mit leichten Grippesymptomen in häuslicher Pflege. Um einer weiteren Ausbreitung der Krankheit im weitläufigen Klinikareal vorzubeugen, wurden einige Abteilungen vorübergehend geschlossen, in vielen Pavillons gilt striktes Besuchsverbot. Abhilfe schaffen könnte auch eine konsequente Impfung des Gesundheitspersonals. Doch während etwa im benachbarten Österreich die Impfaktion für die Bevölkerung auf Hochtouren läuft, ist in Tschechien noch nicht einmal der Impfstoff eingetroffen:

„Wir warten ab, bis im Zwischenlager in Belgien 80.000 bis 100.000 Dosen eingetroffen sind“, so Michael Vít von der Obersten Hygienebehörde im Gesundheitsministerium.

Erst dann soll der Impfstoff nach Tschechien weitertransportiert werden. Frühestens Ende der nächsten Woche kann die Impfaktion auch hierzulande anlaufen. Geimpft werden sollen vorrangig Gesundheits- und Sicherheitspersonal sowie Risikogruppen wie chronisch Kranke und Schwangere. Eine Durchimpfung der Bevölkerung ist nicht vorgesehen. Dafür reichen die bestellten eine Million Impfstoffdosen nicht aus.