Nach Uni-Skandal in Pilsen: Alle Hochschulen auf dem Prüfstand
Pilsen erlebt den größten Uni-Skandal der Republik. Den Magister- oder Doktortitel konnte man dort bis vor kurzem noch innerhalb von ein paar Monaten oder sogar Wochen erschummeln. Das Bildungsministerium will nun den Betrugssumpf trocken legen. Und zwar republikweit.
„In erster Phase kontrollieren wir alle Fakultäten der öffentlichen Hochschulen, und dann kommen auch die privaten Hochschulen an die Reihe. Ich bin auch mit den slowakischen Kollegen in Kontakt. Dort wurden bereits alle Hochschulen von einem Expertenteam überprüft. Ich möchte diese Experten für die Überprüfung der Schulen in Tschechien engagieren – natürlich neben der Akkreditierungskommission des Ministeriums.“
Das Bildungsministerium hält es für besonders alarmierend, dass alles, was an der Pilsner Fakultät in den letzten Jahren vor sich ging, sich unter dem Deckmantel der Legalität abgespielt hat:
„Der akademische Senat wurde rechtmäßig gewählt genauso wie der Dekan und die Prodekane der Fakultät. Es ist verblüffend, dass sich keines der akademischen Organe oder der Rektor mit den Zuständen beschäftigt hat. Dafür gibt es meiner Meinung nach einige Gründe: Der Rektor ist ein anständiger Mensch, der auf eine so brutale Verhaltensweise nicht vorbereitet war. Denn die akademischen ´Würdenträger´, die in den Skandal verwickelt sind, sind Menschen, die in der Akademie der Wissenschaften hoch geschätzt wurden und die den tschechischen Staat in wichtigen rechtlichen Fällen vertraten.“
Die Fakultät hat während der letzten Woche die Liste der Jura-Studenten veröffentlicht, die den Doktor seit 2006 in Pilsen gemacht haben. Das Bildungsministerium beauftragte den Rektor der Universität, das Studium der 400 Doktoren zu überprüfen, die den Titel verdächtig schnell bekommen haben:
„Es ist unserer Meinung nach möglich, ein Gutachten auszuarbeiten, mit dem der akademische Titel aufgehoben wird, und zwar rückwirkend“, sagt der Experte des Schulministeriums, Miroslav Šimůnek.
An der Alma Mater in Pilsen haben neben vielen hohen Staatsbeamten und einflussreichen Unternehmer auch zahlreiche Polizisten in wichtigen Positionen studiert. Das Innenministerium lässt inzwischen auch ihren Hochschulabschluss überprüfen. Der Pilsener Skandal könnte sich als ein Krake erweisen.