Fußball-Europaliga: Slavia und Sparta Prag erneut ohne Sieg

Slavia Prag (Foto: ČTK)

Die Fußballfans in Tschechien leiden, denn im hiesigen Vereinsfußball herrscht überall Tristesse, wohin man schaut: In der Champions League ist kein Club dabei, für die Europaliga haben sich nur zwei von fünf Mannschaften qualifiziert. Und diese zwei Teams, die Traditionsvereine Slavia und Sparta Prag, sind nach dem zweiten Spieltag der Liga noch ohne Sieg jeweils Letzter in ihrer Gruppe.

Slavia Prag  (Foto: ČTK)
Zweiter Spieltag, zweiter Versuch. Die Gegner der Prager Mannschaften am Donnerstag waren der FC Kopenhagen und der OSC Lille. Der Club aus Nordfrankreich gastierte beim tschechischen Meister Slavia Prag und lag schon nach sechs Minuten mit 0:1 zurück. Der Tunesier Tijani Belaid hatte die Gastgeber mit einem verwandelten Foulelfmeter in Führung gebracht. Verdient, denn die Prager sind in der ersten Halbzeit das aggressivere und laufstärkere Team.

Die gut gelaunten Slavia-Fans singen noch vor der Pause: „Slavia, das ist ein Tor!“ Tore satt gab es dann im zweiten Durchgang auch zu sehen, doch von den Slavia-Spielern wurde nur eines erzielt – ein Eigentor von Mannschaftskapitän Suchý zum frühen Ausgleich. In der Schlussphase aber brach Slavia völlig ein und die Franzosen trafen binnen 20 Minuten gleich vier Mal. Am Ende stand ein 1:5-Debakel. Danach rang Unglücksrabe Marek Suchý sichtlich um Fassung:

„Das Ergebnis ist brutal für uns. In der Schlussphase hat uns der Gegner hart bestraft, nahezu jede Angriffsaktion von Lille führte zu einem Tor. Das Gefühl, das wir in diesen Momenten hatten, würde ich niemandem als Erlebnis wünschen.“

Der slowakische Nationalstürmer in Reihen der Franzosen, Róbert Vittek, konnte sich den kuriosen Spielverlauf auch kaum erklären:

„Slavia spielte zunächst sehr aggressiv mit enormem Pressing. Dadurch fanden wir kaum ins Spiel. In der zweiten Halbzeit gelang uns früh das glückliche Ausgleichstor. Das hat uns beflügelt, während Slavia physisch und dann auch psychisch immer mehr abgebaut hat.“

Genau umgekehrt verlief die Vorstellung, die Sparta Prag beim Auswärtsspiel in Kopenhagen ablieferte. Rund 80 Minuten agierten die Gäste ziemlich passiv, erst in den zehn Schlussminuten drängten sie vehement auf den Ausgleich. In der wirklich letzten Spielsekunde hatte der 17-jährige Kadlec das Tor zum 1:1 tatsächlich auf dem Fuß, er schoss aber nur Kopenhagens Torwart Wiland an. Insgesamt aber war es zu wenig, um die 0:1-Niederlage noch abzuwenden. Sparta-Trainer Jozef Chovanec zu den Gründen:

Foto: ČTK
„Die Gastgeber haben wesentlich präziser gespielt als wir. Das Spiel unserer Mittelfeldreihe hatte einfach nicht die nötige Qualität.“

Slavia und Sparta haben einmal mehr nicht überzeugt. Am Sonntag treffen sie im prestigeträchtigen Prager Derby aufeinander. Dabei wird sich aber höchstens einer von ihnen die Wunden lecken können.

Autor: Lothar Martin
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