Kohout: Angebot der USA ist politische Geste an Tschechien und Polen

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Die Enttäuschung in der tschechischen politischen Szene war weithin spürbar, als Premierminister Jan Fischer am Donnerstag verkünden musste: US-Präsident Barack Obama hat die Pläne zum Bau eines Raketenschilds in Mitteleuropa kassiert. Damit ist auch der Bau der US-Radaranlage im mittelböhmischen Brdy vom Tisch, und in Tschechien fühlte man sich wieder einmal etwas im Stich gelassen. Am Montag gab es jedoch einen Lichtblick: Außenminister Jan Kohout verhandelte in New York mit seiner amerikanischen Amtskollegin Hillary Clinton über die Fortsetzung der bilateralen Zusammenarbeit.

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Man werde sich niemals von seinen Verbündeten abwenden, versicherte Hillary Clinton im Vorfeld ihres Treffens mit Kohout, als sie in Washington die Entscheidung der Obama-Administrative verteidigte, vom Raketenschild in Mitteleuropa Abstand zu nehmen. Tschechien und Polen werde man daher andere Formen zur militärischen Kooperation anbieten, so Hillary Clinton. Die Amerikaner rechnen mit einer engen Zusammenarbeit mit tschechischen Firmen in der militärwissenschaftlichen Forschung zur Vervollkommnung der Raketenabwehr, und in Polen könnten amerikanische Bodenraketen vom Typ Patriot und SM3 stationiert werden, schlug Clinton vor.

Anstelle des ursprünglichen Raketenschilds mit seinen festen Stützpunkten in Polen und Tschechien soll nun eine mobile Anlage entstehen, die man vorerst vom Meer aus betreiben werde, so die US-Außenministerin. In das Konzept der neuen Sicherheitsstrategie wäre auch Tschechien gerne eingebunden, die Möglichkeiten dafür aber seien offenbar sehr gering, weiß auch Außenminister Jan Kohout:

„Die Pläne zur Errichtung eines Raketenabwehrsystems sind nicht vom Tisch, aber es wird ein anderes sein, als das ursprünglich geplante. Und für das neue System ist eine Radaranlage in Tschechien nicht erforderlich.“

In den Gesprächen mit seiner US-Amtskollegin hat Kohout daher auch eine Reihe weiterer Bereiche ins Spiel gebracht, in denen Tschechien mit den USA noch enger kooperieren möchte. So will Tschechien nach Möglichkeit in der Raumfahrt aktiv mitwirken. Die Entsendung eines tschechischen Astronauten ins All war deshalb auch ein Thema der Gespräche, sagte Kohout. Hillary Clinton fügte an, man könne zukünftig auch verstärkt Technologien austauschen, über die beide Seiten bereits verfügen. Jan Kohout zog schließlich dieses Fazit:

„Das Angebot der USA ist als eine symbolische politische Geste gegenüber Polen und der Tschechischen Republik zu werten. In den Medien war oft die Rede davon, dass uns die Vereinigten Staaten im Stich gelassen haben. Das ist aber nicht der Fall, und das wurde uns auch auf politischer Ebene mit Nachdruck versichert. Wie unsere weitere Zusammenarbeit aber nun konkret aussehen wird, darüber haben wir heute noch nicht gesprochen.“

Bis zum Ende des Jahres soll dazu ein strategischer Dialog zwischen beiden Staaten in Prag geführt werden.