Tschechien will Haiti langfristig zur Seite stehen

(Foto: ČTK)

Auch eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti kommt die Hilfe nur schleppend in Gang. Die ohnehin mangelhafte Infrastruktur des bitterarmen Landes wurde durch die Naturkatastrophe zum Teil völlig zerstört, was den Helfern den Zugang zu den Bedürftigen erschwert. Die tschechische Regierung hat deshalb entschieden, zunächst nur Geld zu schicken – und damit auch Kritik auf sich gezogen.

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Insgesamt 20 Millionen Kronen (rund 770.000 Euro) an Finanzhilfen für Haiti hat die tschechische Regierung am Montag beschlossen. Drei Viertel davon kommen aus dem Haushalt des Außenministeriums. Damit sollen unter anderem Hilfsmaßnahmen der Uno finanziert werden, erklärte Außenminister Jan Kohout:

„Das werden vermutlich vor allem Lebensmittellieferungen sein. Teile der Hilfsgelder werden wohl auch im Rahmen der Aktionen von tschechischen Nichtregierungsorganisationen eingesetzt.“

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Gerade bei denen macht sicher aber bereits Unmut breit. Viele Hilfsorganisationen haben Rettungsteams vorbereitet, Spezialisten, die bereits Erfahrungen in der Katastrophenhilfe haben. Doch die Regierung kann oder will sie nicht nach Haiti bringen. Abgeflogen ist deshalb bisher nur ein Team tschechischer Mediziner von der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“. Für mehr reichten die Transportkapazitäten nicht aus, hieß es von Regierungsseite. Außerdem sei der Flughafen in Port-au-Prince derzeit völlig überlastet. Im Rahmen internationaler Sofortmaßnahmen werden aber trotzdem auch tschechische Helfer vor Ort sein, kündigte Verteidigungsminister Martin Barták an:

Martin Barták  (Foto: ČTK)
„Das Verteidigungsministerium hat mobile Teams vorbereitet, das heißt Gesundheitsexperten und ein biologisch-chemisches Team, das sich um die Trinkwasserversorgung kümmern soll. Und wir haben bis zu 30 Militärpolizisten angeboten, die bei der Einhaltung der Ordnung helfen sollen.“

Insgesamt solle das tschechische Engagement im Erdbebengebiet aber eher langfristig angelegt werden, sagte Außenminister Kohout bereits am Sonntag:

Jan Kohout  (Foto: ČTK)
„Meine Befürchtung ist, dass das Interesse an der Situation in Haiti abnimmt, wenn die Bilder der Katastrophe in den nächsten Wochen allmählich von den Fernsehbildschirmen verschwinden. Es handelt sich aber um eine riesige Tragödie, und sie verlangt von uns noch länger Aufmerksamkeit. Wir werden uns also nicht nur auf die erste Hilfsphase konzentrieren, sondern auch auf die kommenden Wochen, Monate und – wie es scheint – auch Jahre.“

Auch Kritik an der im internationalen Vergleich geringen Finanzhilfe aus Tschechien wies der Außenminister zurück. Bei den bereits beschlossenen Hilfsgeldern werde es nicht bleiben. Das Jahr sei noch jung. Der Etat für Katastrophenhilfe solle deshalb noch nicht über die Maßen belastet werden. Für die weiteren Stabilisierungs- und Wiederaufbauphasen in Haiti würden aber aus dem Entwicklungshilfefonds weitere Mittel locker gemacht, versicherte Kohout.