Verschuldeter Staat – vernichtete Kirchen – verehrter Heiliger
Wieder sind zwei Wochen vergangen. Das bedeutet es ist nun wieder an der zeit für Ihre Rubrik, das Hörerforum. Wir sagen Ihnen, was diesmal so alles in unserem Briefkasten gelandet ist.
„Ich bin ja nun schon (oder erst?) 63 Jahre alt und höre Ihre nette Station schon seit 45 Jahren. Auch wenn ich mich längere Zeit nicht gemeldet habe: Ich höre Radio Prag nach wie vor regelmäßig.“
Auch Klaus-Peter Schreiber aus Berlin verfolgt Radio Prag schon seit langer Zeit, weswegen wir seinem Urteil besonderes Gewicht beimessen:
„Danke für die vielen kurzweiligen Stunden mit ihrem Sender! Ich verfolge ihre Programme seit 25 Jahren. Sie werden immer besser!“
Schön zu lesen ist auch, dass uns nicht nur unsere Stammhörer treu bleiben, sondern dass wir darüber hinaus auch immer wieder neue Hörerinnen uns Hörer hinzugewinnen, auch wenn das manchmal nur durch Zufall geschieht, wie im Fall von Kristina Losi aus Hamburg. Die schrieb uns nämlich:
„Sie senden ein interessantes Programm. Ich hatte eigentlich eine andere Station gesucht, aber bin dann bei Ihnen hängen geblieben.“
Vielen Dank für Ihr Lob, Frau Losi. Wir hoffen Sie schalten demnächst noch öfter ein, dann vielleicht auch ganz gezielt auf die Frequenzen von Radio Prag.
Apropos Frequenzen: Bernd Seiser aus Ottenau hat uns auf einen Fehler im letzten Hörerforum aufmerksam gemacht, in dem wir über den Empfang von Radio Prag über WRN informierten:
„Nach meinen Informationen werden die Sendungen von Radio Prag über WRN täglich um 0, 3, 12, 15 und 20 Uhr Weltzeit ausgestrahlt. Die Information über die Frequenz 9850 Kilohertz sollte doch sicher ein Hinweis auf die DRM-Ausstrahlung sein, oder?“
Sie sind sehr aufmerksam, Herr Seiser! Und natürlich haben Sie Recht.
Neben den vielen Urlaubsgrüßen, die wir in den vergangenen Wochen bekommen haben, haben Sie selbstverständlich auch wieder Stellung genommen zu unseren Beiträgen. Wie so oft in letzter Zeit war dabei die Wirtschaft ein wichtiges Thema. Am Horizont leuchtet ja – in Tschechien wie in Deutschland – ein Hoffnungsschimmer auf. Jeweils um 0,3 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt in beiden Ländern im letzten Quartal wieder gewachsen. Ralf Urbanczyk aus Eisleben hat uns dazu diese Zeilen geschrieben:
„Es bleibt in Deutschland immer noch die riesige Staatsverschuldung, die dieses geringe Wirtschaftswachstum erst möglich gemacht hat. Und das könnte zum Bumerang werden. Die aktuelle Wirtschaftkrise wurde ja auch durch eine nicht mehr beherrschbare Überschuldung hervorgerufen. Ich denke, in Tschechien hat man mehr darauf geachtet, dass die Staatsverschuldung begrenzt wird, so dass dieses kleine Plus im Wirtschaftswachstum bei Ihnen höher zu bewerten ist.“
So gerne das die tschechischen Wirtschaftpolitiker auch hören würden, so ungern müssen wir diese Einschätzung korrigieren. Erst vor etwa anderthalb Wochen ließ der tschechische Finanzminister Eduard Janota im Fernsehen eine Bombe platzen. Umgerechnet rund 8,8 Milliarden Euro könnte das Staatsdefizit im Jahr 2010 betragen. Das sind etwa sieben Prozent des tschechischen Bruttoinlandsproduktes. Und damit, so warnte Janota, steuere man ähnlich wie Ungarn auf den Staatsbankrott zu. Damit der abgewendet werden kann, schlug der Finanzminister sogar die Erhöhung der Mehrwertsteuer vor. Aber ob solch unbeliebte Maßnahmen tatsächlich getroffen werden müssen, wird wohl die neue Regierung entscheiden müssen, die nach den Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus das Expertenkabinett von Premier Jan Fischer ablösen wird.
Bei uns im Hörerforum löst nun zunächst die Kultur die Wirtschaft ab. Denn Andreas Mücklich aus Berlin hat uns geschrieben:
„Den Kultursalon über die Ausstellung ‚Vernichtete Kirchen’ fand ich sehr interessant. Auch in der DDR wurde die Religion nicht gerade positiv bewertet. Man war zum Beispiel stolz, dass Eisenhüttenstadt die erste sozialistische Stadt der DDR ohne Kirchen war. Wo das hingeführt hat, kann man heute sehen: Der Sozialismus ist untergegangen, aber die Religion gibt es immer noch.“
Die Probleme der Kirchen unter kommunistischer Herrschaft waren wohl in der DDR und der Tschechoslowakei ähnlich. Aber viele der zerstörten oder verfallenen Kirchenbauten in der damaligen Tschechoslowakei lagen zudem in den Gebieten mit ehemals deutscher Bevölkerung. So ging es den Kommunisten ab 1948 nicht nur um die Zurückdrängung der Religion aus dem Alltagsleben, sondern zudem auch um die Ausmerzung des deutschen Kulturerbes. Und genauso zweigleisig ist auch die Motivation derer, die sich hierzulande um die Wiederinstandsetzung zerstörter Kirchenbauten bemühen. Vielfach geht es nicht nur um eine Wiederbelebung religiösen Lebens, sondern genauso um eine Würdigung wichtiger Kulturdenkmäler.
Wenn schon die Rede von der Kirche war, ist es zu den Heiligen nicht weit. Und damit sind wir auch schon bei der Frage von Helmut Schafheitle aus Singen:
„Auf der alten Brücke im Stadtpark von Singen ist die Skulptur des Heiligen Johann von Nepomuk zu sehen, der ursprünglich aus Böhmen stammen soll. Könnten Sie Näheres zu ihm mitteilen, da er in Deutschland an vielen Brücken zu sehen ist?“
Aber sicher können wir das. Johann von Nepomuk wurde um das Jahr 1345 geboren. 1380 wurde er Priester am Prager Dom und schließlich 1389 Generalvikar des Prager Erzbischofs. Vier Jahre später lässt ihn der böhmische König Wenzel IV. gefangen nehmen. Der Legende nach wollte der König erfahren, was seine Frau gebeichtet hatte. Da Johann von Nepomuk trotz grausamster Folter das Beichtgeheimnis wahrte, wurde er ermordet und von der Prager Karlsbrücke in die Moldau gestürzt. Sein im Wasser treibender Leichnam soll von fünf Flammen umgeben gewesen sein, weshalb Johann von Nepomuk in der Kunst oft mit einem Heiligenschein aus fünf Sternen dargestellt wird. 1729 sprach der Papst Johann von Nepomuk heilig. Auch wenn sich Historiker heutzutage weitgehend einig sind, dass die Ermordung Johanns von Nepomuk in Wahrheit eher kirchenpolitische Gründe hatte, gilt er bis heute als Schutzpatron gegen Verleumdungen. Außerdem wird er in aller Welt, besonders aber in Bayern und Böhmen, als Patron der Schiffer und Flößer und eben der Brücken verehrt, weshalb seine Gestalt auch viele Brücken ziert.
Ich hoffe ich habe die Frage hinreichend beantwortet, denn für ausführlichere Erklärungen ist die Zeit leider zu knapp. Wir sind schon wieder am Ende unseres Hörerforums angelangt. Bleibt mir nur noch, Sie zu bitten auch weiterhin so fleißig an die bekannten Adressen zu schreiben. Per Post an Radio Prag Vinohradska 12, 12099 Praha 2, Tschechische Republik. Und per E-Mail an [email protected] . Machen Sie es gut und bis zum nächsten Mal!