Kurzwellenexperte Oldřich Číp am Mikrophon von Radio Prag

Oldřich Číp

Was ist mit dem Sender im ostböhmischen Litomyšl geschehen, nachdem die Kurzwellensendungen von Radio Prag abgeschaltet wurden? Ist es überhaupt möglich, irgendwann mal auf die Kurzwellenfrequenzen zurückzukehren? Antwort auf diese und weitere Fragen finden Sie im folgenden Hörerforum.

Oldřich Číp
Wie letztes Mal versprochen, werden wir einen Gast im heutigen Hörerforum begrüßen, und zwar den Rundfunkexperten und Vorsitzenden der Vereinigung der High Frequency Coordination Konference, Oldřich Číp. Er beantwortet einige Ihrer Fragen, die die Ausstrahlungen von Radio Prag und das heutige Schicksal der Kurzwelleneinrichtungen betreffen.

In Prag fand kürzlich eine Jahreskonferenz der genannten Vereinigung statt. Welche Themen und Fragen wurden dort behandelt?

„Das einzige Thema der Konferenz ist alljährlich, die Frequenzen weltweit so zu organisieren, dass es zu keinen gegenseitigen Störungen kommt. Besonders beim niedrigen Band und in einigen Jahreszeiten ist die Gefahr der Interferenzen sehr hoch, so dass es nie gelingt, alle Frequenzen ideal zu koordinieren. Wir bemühen uns darum aber und sind mit dem Ergebnis des Treffens immer zufrieden.“

KW-Empfänger
Was geschieht also mit den Frequenzen, die Radio Prag verlassen hat?

„Darauf gibt es eine einfache und traurige Antwort. Die internationalen Rundfunkbandbreiten auf Kurzwellen sind der einzige Spektrumsbereich, wo die Frequenzen nicht individuell zugeteilt, sondern international koordiniert werden. Das Vorgehen sieht folgendermaßen aus: Wenn ein Nutzer die Frequenzen verlässt, können diese von weiteren Nutzern aus der ganzen Welt sofort besetzt und benutzt werden. Der Anspruch der Tschechischen Republik darauf geht verloren.“

Soweit Oldřich Číp. Unser Hörer Rolf-Werner Krahl aus Forst fragt, ob man in Zukunft damit rechnen kann, Radio Prag auf Kurzwelle wieder zu hören? Sollten die Entscheidungsträger beschließen, künftig die Kurzwellensendungen wieder aufzunehmen, wäre es technisch möglich, doch sehr schwierig, die Frequenzen zurück zu bekommen.

„Es liegt daran, in welchem Teil des Spektrums sich die Frequenzen befinden. Besonders die Frequenz, die wir für Sendungen auf Deutsch genutzt haben, lag im niedrigen Band, bei 5, 6, 7 MHz, wo die Überfüllung immer noch anhält. Besonders in den Abendstunden und im Winter ist dieses Band stark frequentiert.“

„Was geschieht mit den abgeschalteten Kurzwellenanlagen in Litomyšl?“, fragt ein weiterer Hörer, und zwar Erich Bergmann aus Ansbach. Oldřich Číp:

„Genau um Mitternacht am 31. Januar wurde der Sender abgeschaltet und steht leer. Es gibt Bemühungen seitens des Betreibers, jemanden dafür zu finden. Aber es gibt so viele Sender, die besonders in Europa ungenutzt geblieben sind, dass es nicht einfach sein wird. Es gibt Versuche, den Betrieb für eine Rundfunkstation wiederaufzunehmen, sicher ist es aber keinesfalls. Es ist eine sehr umfangreiche Anlage, eine große Fläche von Antennensystemen. Wenn der Tschechische Rundfunk dem Betreiber des Senders, České Radiokomunikace, keine Perspektive vorstellt, droht es, dass der Betreiber das ganze auseinander baut und schließt.“

Die Motivation für die Abschaltung der Kurzwelle war keine Aversion gegenüber den Radiosendungen im Äther, sondern es waren ganz einfach die Haushaltskürzungen. Was ist eigentlich so aufwendig und teuer bei der Kurzwelle? Muss man die Frequenzen mieten und bezahlen?

„Es gibt zwar eine Gebühr für die Nutzung der Frequenz, sie ist aber relativ gering. Wesentlich höher – und das war der Kosteneinwand, den der Tschechische Rundfunk bei den Streichungen nicht tragen konnte – sind die Kosten für Betrieb und Instandhaltung des Senders, also Lohnkosten, und auch Stromkosten, die sehr hoch sind.“

Die Kosten sind zwar hoch, doch trotzdem betrachtet Oldřich Číp die Einstellung der Kurzwelle als einen Fehler. Man müsse weiter in die Zukunft blicken, betont er:

„Unsere Vereinigung ist keinesfalls der Meinung, dass die Ära der Kurzwellen vorbei ist. Wir wollen uns an einer Entwicklung beteiligen, bei der sich einzelne Wege nicht ausschließen, sondern ergänzen. Man kann für die Zukunft nicht ausschließen, dass es Empfänger geben wird, die fähig wären, drahtlos zu empfangen und gleichzeitig sich etwa an Sozialnetze anzuschließen. Eigentlich geht es nicht nur um die Kurzwellen, sondern um das gesamte Schicksal der Hörfunk- und Fernsehsendungen.“

Soweit der Radioexperte und Vorsitzende der internationalen Vereinigung High Frequency Coordination Konference, Oldřich Číp. Auch in den vergangnen zwei Wochen haben wir zahlreiche Briefe und Berichte von Ihnen bekommen, liebe Hörerinnen und Hörer. Für Ihre Kommentare und Empfangsberichte möchten wir uns u. a. bei Achim Kissel aus Duisburg, Franz Schanza aus Schrems, Stefan Schliephacke aus Frankfurt, Bernhard Schultes aus Nordhalben und Frank Träger aus Berlin bedanken. Danke auch für die Email von Klaus Nindel, der schreibt, sein Bericht über den Empfang von WRN auf Astra 16 Grad Ost, den wir im letzten Hörerforum angesprochen haben, enthielt einen Schreibfehler. Wie auch andere Hörerinnen und Hörer empfängt uns Herr Nindel über Astra 19 Grad Ost.

Wir hoffen, dass Sie auch weiterhin Ihre Berichte, Reaktionen, Fragen und Anregungen an uns schicken, und zwar per Post an: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an [email protected]. In zwei Wochen treffen wir uns wieder im Hörerforum, bis dahin machen Sie es gut!