Privatisierung vor Debakel: Air France-KLM steigt aus, nur noch ein Bewerber zum Kauf von ČSA
Sie sollte eigentlich ein Volltreffer werden, doch nun verkommt sie zur Farce – die Privatisierung der tschechischen Fluggesellschaft ČSA. Bei Beginn der öffentlichen Ausschreibung Anfang Februar hatten sich binnen sechs Wochen vier Bewerber zum Kauf gemeldet. Nun aber ist nur noch ein Kandidat übrig – das Konsortium Travel Service / Unimex Group. Die tschechische Regierung will die Privatisierung dennoch durchziehen.
Umgerechnet 160 bis 380 Millionen Euro hat sich der tschechische Staat vom Verkauf der České aerolinie versprochen. Am 20. April aber beschnitt der Staat selbst die Aussicht auf den großen Geldregen, indem er zwei Bewerber von der Liste strich: das russische Flugunternehmen Aeroflot und die US-amerikanische Investmentgesellschaft Odien. Offizielle Gründe wurden nicht genannt. Gegenüber Aeroflot aber wurden immer wieder Sicherheitsbedenken ins Spiel gebracht. Demgegenüber wurde die größte europäische Fluggesellschaft, die Air France-KLM, von Anfang an als Favorit gehandelt. Doch ausgerechnet die Franzosen haben jetzt ihre Bewerbung zurückgezogen. In der Begründung dazu hieß es, dass die Wirtschaftskrise in sehr starkem Maße den Flugverkehr erfasst habe und so auch Air France-KLM derzeit wirtschaftliche Probleme habe. Eine Begründung, die ČSA-Präsident Radomír Lašák durchaus nachvollziehen kann:
„Wenn man sieht, was um uns herum passiert, und auf die Halbjahresergebnisse aller Fluggesellschaften schaut, dann muss man konstatieren: Der gesamten Branche geht es heute schlecht. ČSA hält sich dabei noch in der Mitte des Feldes.“
Gleichzeitig räumt der ČSA-Chef ein, dass sein Unternehmen allein im ersten Quartal dieses Jahres einen Verlust von umgerechnet 50 Millionen Euro hinnehmen musste. Der Grund: Wegen der Krise waren die Flüge nur zu drei Fünfteln ausgelastet, und die Preise habe man wegen der Konkurrenz senken müssen, so Lašák. Air France-KLM quält sich mit ähnlichen Problemen und hat daher nun vom Vorhaben, ČSA zu kaufen, Abstand genommen.
Somit bleibt also nur einer im Rennen: das Konsortium aus der von der Island-Air dominierten tschechischen Charterfluggesellschaft Travel Service und dem tschechischen Reise- und Handelsunternehmen Unimex Group. Und dieser Bewerber ließ bereits verlauten, dass ČSA momentan gerade mal noch 100 Millionen Euro wert sei. Es riecht danach, dass das Konsortium die tschechische Fluggesellschaft nun zum Schnäppchenpreis erwerben will. Ist das nicht ein Grund, die Privatisierung wieder abzublasen? Eine Frage, die der stellvertretende Finanzminister Ivan Fuksa vehement verneint:„Egal, was in den Phasen der Ausschreibung passiert ist oder noch passiert, wir werden sie zum Ende führen. Nach dem 30. September übergeben wir der Regierung das Ergebnis der Ausschreibung, selbst dann, wenn nur das Angebot eines einzigen Bewerbers vorliegen sollte. Sollte dieses Angebot nicht den Vorstellungen des Staats entsprechen, dann werden wir die Privatisierung annullieren.“
Laut Aussage von Finanzminister Eduard Janota kann die Ausschreibung derzeit auch deswegen nicht zurückgezogen werden, da sonst die Gefahr einer Klage durch den noch verbliebenen Bewerber drohe.