Akademie der Wissenschaften wehrt sich gegen Todesurteil der Regierung

Vor wenigen Wochen ging die Regierung mit ihrem Plan an die Öffentlichkeit: Die staatliche Förderung der Tschechischen Akademie der Wissenschaften soll in den nächsten drei Jahren um die Hälfte gekürzt werden. Viele Wissenschaftler sehen das Ende ihrer altehrwürdigen Institution nahen und machten am Dienstag schon mal selber kurzen Prozess.

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Schuldig, so lautete am Dienstag um fünf vor zwölf das Urteil. Begründung: Der Angeklagte forsche zu langsam und bevorzuge Qualität statt Quantität.

Bis zu 500 Mitarbeiter und Sympathisanten der Akademie der Wissenschaften wohnten der Vollstreckung des Urteils bei. Der Wissenschaftler-Dummy wurde unmittelbar gehängt. Und zwar aus dem Fenster der Akademie der Wissenschaften. Das schaurige Schauspiel sollte klar machen: Die rasanten Kürzungen staatlicher Fördermittel führen das Ende der Akademie herbei. Die rund sechs Milliarden Kronen (230 Millionen Euro), die jährlich aus den staatlichen Fördertöpfen kommen, sollen in den nächsten drei Jahren – so will es die Regierung - auf die Hälfte heruntergekürzt werden. Die Wissenschaftler sehen damit nicht nur das Geld abfließen, sondern auch den hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs, der sich lieber für die Wirtschaft entscheide. Denn da genau sollen die frei gewordenen Staatsmittel investiert werden, um der Forschungstätigkeit privater Unternehmen auf die Sprünge zu helfen.

Der Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer, Pavel Bartoš, sieht nach 40 Jahren Kommunismus tatsächlich eine Bringschuld des Staates:

Václav Pačes
„Plötzlich trägt man nach der Wende an die Unternehmen auch noch riesige Anforderungen heran, was die Ökologie betrifft, eine größere Konkurrenzfähigkeit und so weiter. Aber die heutige Misere hat der Staat verschuldet. Er hat den Unternehmen in den 40 Jahren Kommunismus ihre private Forschung weggenommen.“

Václav Pačes, einer der führenden Köpfe der Akademie, beharrt aber darauf: Die Wirtschaft müsse sich hauptsächlich selbst helfen:

„Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es hier eine intensive Forschungstätigkeit seitens der Unternehmen. Heute nicht mehr. Und das ist das größte Problem. Unsere Unternehmen fordern jetzt Hilfe vom Staat. Hilfestellung ist in Ordnung. Aber der Löwenanteil für die angewandte Forschung muss vor allem aus der privaten Unternehmersphäre selbst kommen.“

Die Regierung aber bleibt vorerst bei ihrer Meinung, dass die Akademie der Wissenschaften künftig fehlende Gelder als Drittmittel einfahren muss.