Ex-Dissident veröffentlicht Namen mutmaßlicher Mitarbeiter der kommunistischen Staatssicherheit
Am Dienstag veröffentlichte der frühere Dissident Stanislav Penc im Internet zwei umfangreiche Datenbanken. Sie enthalten zigtausend Namen. Namen von Leuten, die – in welcher Form auch immer – etwas mit dem kommunistischen Staatssicherheitsdienst (StB) der ehemaligen Tschechoslowakei zu tun hatten. Das Institut zum Studium totalitärer Regime, das bisher das Informationsmonopol über die Daten des StB hielt, kritisiert die Veröffentlichung.
Er hat fast 100.000 Namen von Menschen veröffentlicht, die etwas mit dem StB zu tun hatten, sozusagen der tschechoslowakischen Stasi. Damit prangert Penc den offiziellen Umgang mit den StB-Daten durch das Institut zum Studium totalitärer Regime an. Wenn man etwas in Erfahrung bringen wolle, müsse man ganz konkret wissen, nach wem man suche. Damit scheitere man aber oft schon in einer normalen Bücherei, meint Stanislav Penc. Wie also solle der Bürger, der nicht weiß, wer ihn bespitzelt hat, die Suche angehen, fragt Penc. Durch die Veröffentlichung der beiden Datenbanken, die Penc vor mehreren Jahren vom mittlerweile verstorbenen Leiter des slowakischen Nationalarchivs, Ján Langoš, erhalten hatte, will Penc die Recherche für jedermann vereinfachen. Der Leiter des Instituts zum Studium totalitärer Regime, Pavel Žáček, kritisiert Penc’ Schritt.
„Wir haben bereits hunderttausende Angaben auf unseren Internetseiten veröffentlicht und alle loben das, nur Penc nicht.“
Die Listen, die Penc nun im Internet zugänglich gemacht habe, seien nicht überarbeitet und voller Fehler. Sie könnten einer Reihe von Leuten, die in ihnen aufgeführt seien, erheblichen Schaden zufügen, befürchtet Žáček.
Dieses Argument lässt Stanislav Penc nicht gelten. Auch in den offiziellen StB-Agentenlisten tauchten Leute auf, die unter Androhung von physischer oder psychischer Gewalt bedeutungslose Papiere unterschrieben hätten, und nie als StB-Agenten tätig waren.
Allein die Tatsache, dass ein Name in den Datenbanken auftauche, sage noch nichts aus über Schuld oder Unschuld, moralisches oder unmoralisches Handeln. Das müsse man in jedem Einzelfall genauer untersuchen, so auch Penc.
In jedem Fall habe die Öffentlichkeit ein Recht auf einen freien Zugang zu den Datenbanken des StB, findet er.
„Wir vermuten, dass ein ziemlich großer Teil der Leute, die heute in der staatlichen Verwaltung arbeiten, eine Vergangenheit als StB-Agent hat, von der bis heute niemand etwas weiß.“
Das Interesse an Penc’ Daten ist jedenfalls groß. Bereits kurz nach der Veröffentlichung am Dienstagnachmittag brachen die Internetserver wegen der zu großen Zahl der Suchanfragen zusammen. Stanislav Penc will nun vor Gericht erreichen, dass auch das Institut zum Studium totalitärer Regime seine Daten öffentlich zugänglich macht.