Klaus mahnt in Lidice ein härteres Vorgehen gegen Neonazis an

Václav Klaus (Foto: ČTK)

Am Samstag jährte sich die Tragödie von Lidice zum 67. Mal. Am 10. Juni 1942 machten die Nazis das Dorf bei Kladno in Mittelböhmen dem Erdboden gleich. Die männlichen Bewohner wurden noch an Ort und Stelle erschossen. Die meisten Frauen und Kinder wurden in nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet. Die Auslöschung von Lidice sollte eine Vergeltung sein für das Attentat tschechischer Fallschirmjäger, bei dem wenige Tage zuvor der Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, tödlich verletzt wurde. An das Verbrechen der Nazis wird zu jedem Jahrestag mit einem Gedenkakt erinnert.

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Blauer Himmel und Sonnenschein passten nicht so recht zu der gedrückten Stimmung, die das Gedenken an das Verbrechen von Lidice vor 67 Jahren begleitete. Der Gedenkakt stand in diesem Jahr unter dem Eindruck des wachsenden Rechtsextremismus in Tschechien. Fast jede Woche marschieren Neonazis durch tschechische Städte, um ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten. „Lidice erinnert aber daran, was diese Ideologie letztlich hervorbringt“, sagte Premier Jan Fischer.

Auch Präsident Václav Klaus betonte, wie wichtig es sei, nicht zu vergessen, welche Gräueltaten die Nationalsozialisten in Tschechien verübten. Die tschechischen Politiker mahnte Klaus zu größerer Härte gegenüber rechtsradikalen Umtrieben:

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„Ich wäre weitaus härter, als sich manche unserer Bürgermeister und Minister trauen. Ich bin davon überzeugt, dass die bestehenden Gesetze das ermöglichen. Aber es herrscht oft eine Angst bei Bürgermeistern und Politikern, diese Möglichkeiten auszuschöpfen, weil sie befürchten, sich dadurch Feinde zu schaffen. Dafür habe ich keine Entschuldigung.“

Vielleicht wurde der Aufruf von Klaus schon erhört. Die tschechische Übergangregierung unter Fischer erklärte erst kürzlich den Kampf gegen Extremisten zu einer ihrer Prioritäten. In der vergangen Woche wurden bei einer landesweiten Razzia zehn Rechtsradikale festgenommen. Und am Sonntag nahmen Polizisten bei einem weiteren Zugriff im nordböhmischen Most / Brüx 14 Neonazis in Gewahrsam.

Bei seiner Ansprache in Lidice sandte Klaus aber auch eine Botschaft über die Grenze nach Deutschland. Die Auslöschung von Lidice habe die letzte Bereitschaft der Tschechen beendet, nach dem Zweiten Weltkrieg weiter mit den Sudetendeutschen zusammenzuleben, sagte der Präsident.

„Als ich die Reden auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg vor zwei Wochen gehört habe, habe ich Angst bekommen, dass einige Leute das immer noch nicht verstanden haben“, so Klaus.