Ein Ort literarischer Inspiration: Bohumil Hrabals Kersko
Im mittelböhmischen Kersko wurde am Samstag wieder ein Fest zu Ehren des Schriftstellers Bohumil Hrabal veranstaltet. Hrabal gilt als einer der bedeutendsten Autoren der tschechischen Literatur des 20. Jahrhunderts. 1997 ist er im Alter von 83 Jahren verstorben, seit 1998 gibt es alljährlich das Fest mit dem Namen „Hrabals Kersko“. Die kleine zersprenkelte Siedlung mitten in der Natur war für Bohumil Hrabal lange ein Lebensmittelpunkt. Der Geist von Kersko weht auch durch seine Werke.
Der Programmablauf hat sich mit den Jahren eingespielt. Den Anfang macht eine Wanderung. Sie führt zu Stellen im Wald von Kersko, die Hrabal liebte und die in seine Werke einflossen. Zum Beispiel gab Hrabal einer uralten Föhre den Namen „Schöne Peppi“. Dem schöpferischen Auge des Schriftstellers erschien die Krone prachtvoll wie ein Fenster des Prager Veitsdoms. - Solche originellen, bisweilen ins Bizarre gesteigerten Metaphern haben Hrabal berühmt gemacht.
Nach der morgendlichen Wanderung nimmt das Hrabal-Fest im gemütlichen Garten eines örtlichen Keramik-Ateliers seinen Lauf. – Ausschnitte aus Hrabals Werken werden vorgeführt, Künstler erzählen den Zuhörern persönliche Reminiszenzen an den Autor. Bei all dem darf eines nicht fehlen: Spanferkel und dazu frisch gezapftes Bier der Marke „Schafschur“ von der Brauerei in Nymburk. Sie ist der Schauplatz von Hrabals Erzählung „Die Schur“.„Der Stiefvater von Bohumil Hrabal, František Hrabal, kam 1919 in unsere Brauerei. Er begann als Buchhalter, doch dann stieg er zum Verwalter und zuletzt zum Direktor auf. Die Hrabals lebten viele Jahre lang in einer Dienstwohnung am Brauereigelände. Bohumil Hrabal selbst wohnte bis zum Jahr 1947 im Gebäude der Brauerei“,
erzählt Pavel Benák, der Direktor der Brauerei in Nymburk. Bohumil Hrabal stecke heute noch in allen Mauern der Brauerei, sagt er. Und auch der Waldsiedlung Kersko hat Hrabal den Stempel seiner Kreativität aufgeprägt.
Fotos: Autorin