Historischer Schritt ohne Alternative - zehn Jahre tschechische Nato-Mitgliedschaft
Die seit 1993 eigenständige Tschechische Republik feiert ein erstes bedeutendes Jubiläum: Seit exakt zehn Jahren ist sie Mitglied im Nordatlantischen Verteidigungsbündnis, der Nato. Am 12. März 1999 ist sie diesem Bündnis beigetreten.
„Es ist symbolisch, heute gerade hier unseren Beitritt zur Nato zu erklären“, sagte der damalige Außenminister der Tschechischen Republik, Jan Kavan, bei der Unterzeichnung des Beitrittsdokuments in der US-amerikanischen Stadt Independence. Independence, das bedeutet nichts anderes als „Unabhängigkeit“. Es war aber nicht nur die Symbolik allein, die Tschechien 1999 der Nato beitreten ließ. Politwissenschaftler Jan Eichler vom Institut für internationale Beziehungen in Prag erläutert:
„Seinerzeit waren fast zehn Jahre seit Beendigung des Kalten Krieges vergangen, und hier im mittel- und osteuropäischen Raum sprach man damals von einem Sicherheitsvakuum. Auf einmal fehlte irgendeine Verankerung und man hatte keine Sicherheitsgarantien. Es überwog die Meinung, diese Sicherheitsgarantien innerhalb der Nato zu bekommen und als Mitglied der Allianz unsere Anbindung zum Westen zu bestätigen.“
Der Nato-Beitritt sei ganz im Sinne der Losung „Zurück nach Europa“ – ein Leitgedanke der politischen Wende von 1989 – gewesen, auch wenn er einen früheren Beitritt zur EU der Nato-Mitgliedschaft vorgezogen hätte, ergänzte Eichler. Es habe jedoch noch einen zweiten Grund gegeben, der Politiker wie Ex-Präsident Václav Havel oder den damaligen Innenminister Jan Ruml den tschechischen Beitritt zur Nato forcieren ließ:
„Sie haben in der Tat gesagt, der Beitritt sei die Bestätigung dessen, dass wir nicht mehr zur sowjetischen oder russischen Einflusssphäre gehören. Und viele argumentierten auch damit, dass wir Sicherheiten gegen die eventuelle Rückkehr Russlands zu einer Großmachtpolitik benötigen“, sagte Eichler.
Die Mehrzahl der Tschechen ist der Meinung, dass der vor zehn gemachte Schritt der richtige war. Journalist Josef Kubeczka:
„Ich denke, er war ganz sicher richtig, denn eine andere Alternative gab und gibt es nicht.“
Und jungen Tschechen, die ihr Land lieber in einer neutraleren Rolle sehen würden, hält Kubeczka entgegen:
„Das ist völliger Unsinn, ja eine Utopie, die keine Substanz hat. In der heutigen Zeit neutral zu sein, ist absolut undenkbar.“
Gleich zu Beginn der Nato-Mitgliedschaft hat Tschechien, so Eichler, jedoch auch eine Schattenscheite der Bündniszugehörigkeit kennen gelernt: Während der Operation „Allied Force“ war man quasi an der Bombardierung von Objekten im ehemaligen Jugoslawien beteiligt; einem befreundeten Land, über das viele Tschechen in den Westen geflüchtet sind. Insgesamt aber dürfe Tschechien zufrieden sein mit der Bilanz der ersten zehn Nato-Jahre, resümiert Eichler:
„In der Nato als solcher, aber auch unter den Nato-Ländern hat uns die Mitgliedschaft im Bündnis unstrittig geholfen. Und während dieser zehn Jahre haben auch wir uns ganz sicher nie als problematisches Mitglied der Nato gezeigt.“