Festival „Mene tekel“ erinnert an jugendliche Opfer des Kommunismus

Ausstellung in Karolinum in Prag

In den Jahren 1949-1989 wurden in der Tschechoslowakei über 200.000 Menschen aus politischen Gründen verurteilt, 4.500 davon sind in den kommunistischen Gefängnissen gestorben. 248 Personen wurden hingerichtet. Vor allem die junge Generation über die Zeit des Totalitarismus zu informieren, das ist das Ziel des Festivals „Mene Tekel“. Am Montag wurde es mit einer Versammlung auf dem Prager Altstädter Ring eröffnet.

Ausstellung in Karolinum in Prag
Nicht zufälligerweise wurde die Versammlung mit der so genannten „Hymne der Mukls“ eröffnet. Das Wort „Mukl“ ist von den Anfangsbuchstaben der Bezeichnung „muž určený k likvidaci“ abgeleitet – also der “zur Liqudierung bestimmte Mann“. So haben die Kommunisten politische Gefangene bezeichnet. Die ehemaligen Häftlinge haben die Eröffnungsversammlung einberufen. Sie arbeiten eng mit den Veranstaltern des Festivals zusammen. In diesem Jahr stehen die jugendlichen Opfer des Totalitarismus im Mittelpunkt. Festivalinitiator Jan Řeřicha:

Jan Řeřicha
„Wir wissen, dass Anfang des Jahres 1949 die ersten Menschen in der kommunistischen Tschechoslowakei hingerichtet wurden. Es waren sehr junge Leute, unter ihnen waren auch zwei Jura-Studenten.“

Einige heutige Jura-Studenten werden im Rahmen des Festivals die Rekonstruktion eines Schauprozesses aus den 50er Jahren vorführen. Auf dem Festivalprogramm stehen außerdem Diskussionen mit Zeitzeugen, Filmvorführungen, Ausstellungen, Lesungen sowie Rockkonzerte.

Das Festival mit dem biblischen Namen „Mene Tekel“ wurde vor zwei Jahren gegründet, und hat inzwischen einen internationalen Ruf gewonnen. Die Festivalbesucher können dieses Jahr nicht nur etwas über die kommunistischen Verbrechen in der Tschechoslowakei, sondern auch in Lettland, Litauen, Kroatien und Slowenien erfahren. Gäste aus diesen Ländern werden bei den Film- und Diskussionsabenden anwesend sein. Jan Řeřicha macht in diesem Zusammenhang vor allem auf den lettischen Dokumentarfilm „Soviet story“ aufmerksam. Denn ihm zufolge deutet der Film unter anderem an, aus welchem Grund, die Verbrechen des Kommunismus im Westen nach 1945 so wenig zur Kenntnis genommen wurden.

Ausstellung in Karolinum in Prag
„Ich meine, dass es eine große Aufgabe für die Historiker ist, dies zu erforschen. Es sollte die Zeit kommen, wo die Leugner des Klassen-Holocausts – was der Kommunismus war, genauso bestraft werden wie die Leugner des Rassen-Holocausts, was der Nationalsozialismus war.“

Das Festival findet in Prag bis zum 1. März statt. Am Sonntag wird es im Veitsdom auf der Prager Burg mit einem ökumenischen Gottesdienst feierlich beendet.

Fotos: Autorin