Funsport-Spektakel in Prag: Crashed Ice war Erlebnis für Aktive und Zuschauer

Foto: ČTK

Am vergangenen Samstag hat in Prag das weltweit anspruchvollste Schlittschuhrennen in einem Eiskanal stattgefunden – das Red Bull Crashed Ice. Es ist unterhalb der altehrwürdigen Burg Vyšehrad über die Bühne gegangen.

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„Crashed Ice ist ein Mix aus Skifahren und Eislaufen sowie ein Super-Event für die Zuschauer“, heißt es in einem Trailer, mit dem für die noch junge Fun-Sportart geworben wird. Oder anders gesagt: Bei diesem Rennen sind Fähigkeiten aus Eishockey, Downhill Skating und Boarder Cross gefragt. Ein Event vor allem für junge Leute also, die den kräftigen Adrenalinschub, den gewissen Kick suchen. Aber wer sind diese Leute, die sich wagemutig in eine künstlich angelegte Eisbahn stürzen und wie in Prag eine knapp 400 Meter lange Strecke mit durchschnittlich 13 Prozent Gefälle herunterrasen? Ich habe einige von ihnen vor das Mikrofon geholt, darunter den Deutschen Martin Niefnecker, der aus Garmisch-Partenkirchen angereist war:

„Ich bin dieses Rennen zum ersten Male gelaufen, es war super. Ich habe mir die Strecke allerdings noch steiler und schwieriger vorgestellt. Es ist für mich eher eine Strecke, auf der man sehr viel skaten muss. Mit Downhill hat sie weniger zu tun. Ich bin die Bahn immer ganz gut heruntergekommen, doch schon in der nächsten Runde wird es für mich wohl sehr schwer werden, gegen die Favoriten zu bestehen. Aber andererseits war ich schon überrascht, dass ich es überhaupt ins Qualifying geschafft habe. Und jetzt schaue ich, was noch geht.“

Niefnecker hatte sich wie drei weitere Deutsche für das Hauptrennen qualifiziert, in dem von 120 Teilnehmern die besten 64 Skater an den Start gehen durften. In der ersten Runde des Hauptrennens gewann er den vierten Lauf und gelangte somit ins Achtelfinale. Mit ihm im gleichen Lauf war auch der aus Salzburg stammende Österreicher Stefan Horngacher gestartet:

„Für mich ist es sehr gelaufen, auch wenn ich ein paar Schwierigkeiten in der Mitte der Bahn gehabt habe. Bis dahin habe ich einen recht guten Zug gehabt und gemerkt, wie ich mich langsam nach vorn arbeite. Aber dann ist genau das passiert, was ich vermeiden wollte, und zwar der Körperkontakt. Dadurch bin ich ein bisschen weggerutscht und die Gegner sind an mir vorbei geblasen. So bin ich leider nur Vierter geworden und nach dem Lauf ausgeschieden. Die Strecke ist sehr schnell und vor allem auf Beschleunigung ausgerichtet. Es gibt weniger Sprünge als anderswo. Deshalb hatten hier natürlich sonstige Eishockeyspieler gewisse Vorteile.“

Trotz des frühen Ausscheidens war Horngacher nicht enttäuscht. Er war vielmehr noch ganz angetan von der Strecke – eine überdimensionale Wasserrutsche, aber mit Eis ausgespritzt. Eine Eisrinne, die sich dem Gelände angepasst nach unten schlängelt und in die mehrere Sprunghügel eingebaut wurden. Und Horngacher war ebenso begeistert vom einmaligen Fluidum, das durch die 7000 Zuschauer entlang der Strecke entfacht wurde:

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„Die Kulisse ist absolut super. Die Zuschauer sind unglaublich großzügig mit Applaus, und für uns Läufer ist es deshalb noch mehr Ansporn, ihnen was zu bieten. Auf der anderen Seite haben wir bei unseren Positionskämpfen so viel Stress, dass wir die Menschen um uns herum kaum wahrnehmen. Von der Kulisse, der Atmosphäre aber ist dieses Event wirklich einmalig und einfach unschlagbar.“

Im 16. und letzten Lauf der ersten Runde trafen erneut zwei Tschechen, ein Deutscher und ein Österreicher aufeinander. Es war ein dramatisches und enges Rennen, wie Michael Krainer aus Klagenfurt im Zielraum schildert:

„Dass bei diesem Rennen mit Körpereinsatz und Ellenbogen gearbeitet wird, ist ganz normal. Es gibt im Prinzip keine echten Regeln. Du darfst deine Gegner natürlich nicht über die Bande drücken oder absichtlich verletzen. Aber: Wenn du eng aneinander, Körper an Körper die Bahn hinunterfährst, dann kannst du alles einsetzen, was du hast. Also auch den Ellenbogen oder die Hände, denn jeder will den Lauf gewinnen. Es geht trotzdem fair zu.“

Sieger Miikka Jouhkimainen  (Foto: ČTK)
Nach dem harten Kopf-an-Kopf-Duell mit dem Deutschen Alexander Raschke zählte Krainer am Ende zu den frühzeitig Geschlagenen. Sein Ausscheiden aber nahm er mit Humor:

„Ich habe mich mit Raschke um den zweiten Platz duelliert. Wir lagen eng zusammen, aber jeder von uns hat seine Hände frei gehabt, um ´am Mann zu arbeiten´. Im Endeffekt ist es dann so passiert, dass wir uns gegenseitig niedergerissen haben und der bis dahin Vierte ist noch ganz locker an uns vorbeigefahren. Wir haben uns quasi gegenseitig aus dem Wettbewerb gekegelt.“

Vom sympathischen Kärntner erfahre ich aber auch, warum ihn dieses Missgeschick nicht sonderlich wurmte. Im Gegensatz zu Niefnecker und Horngacher war das Prager Rennen nicht sein erstes Crashed-Ice-Race:

„Ich bin mittlerweile das elfte Mal bei einem solchen Rennen dabei. Meine besten Platzierungen waren zwei dritte Plätze. Dazu kommen noch zwei vierte Plätze, ein fünfter Rang und einige Ausfälle. Es ist also schon alles dabei gewesen.“

Dominik Hašek  (Foto: ČTK)
Was zählt, so Krainer, ist schon einmal der Mut, auf schmalen Kufen mit bis zu 70 Stundenkilometern eine abschüssige Eisbahn hinunter zu rauschen. Und den Nervenkitzel zu spüren. So sah es auch der einstige Weltklasse-Eishockeytorwart Dominik Hašek, der in einem Showlauf dreier tschechischer Eishockeystars Dritter wurde:

„Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Ich bin schnell gelaufen und nicht gestürzt. Für mich war es besonders wichtig, den Anfang der Strecke mit dem ersten großen Sprunghügel zu meistern. Das ist mir gelungen, von daher bin ich zufrieden. Es war ein tolles Erlebnis.“

Und auch Stefan Horngacher kehrt nicht mit leeren Händen nach Salzburg zurück:

„Als Erfahrung nehme ich mit nach Hause, dass bei diesem Rennen nicht nur die Sprünge wichtig sind, wie ich vorher angenommen habe. Man muss vielmehr seine ganze Kraft und Power auf das Eis bringen und man darf vor der Strecke keine Angst haben. Für mich ist jetzt schon klar, dass ich zum nächsten Crashed Ice in Prag natürlich wiederkommen werde.“

Das Finale hat übrigens der Finne Miikka Jouhkimainen gewonnen. Der Siegpreis für ihn: Ein nagelneuer Seat Ibiza. Na dann, vielleicht schon in zwei Jahren auf ein Neues beim Crashed-Ice-Race in Prag!

Autor: Lothar Martin
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