Politische Initiative des jungen Ronald Pofalla in Weeze: die Jan-Palach-Straße
Die Gedenkveranstaltungen zum Tode von Jan Palach vor 40 Jahren sind vorbei. Von dem Studenten, der sich 1969 aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings selbst verbrannte, wird man in Deutschland wohl so schnell nichts wieder hören. Nur in drei deutschen Orten ist das anders. Da kann man jeden Tag dem Namen Palach begegnen, denn dort gibt es Straßen, die nach dem tschechischen Studenten benannt sind. Dabei hat jeder Ort seine eigene Geschichte zur Namensgebung zu erzählen. Eine der Geschichten kommt von niemand Geringerem als dem CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla.
„Weil mich damals der Protest von Jan Palach sehr überzeugt hat. Das hat mich als Jugendlicher sehr eingenommen und auch bewegt. Der Einmarsch der russischen Truppen in Prag ist mein erstes politisches Erlebnis, an das ich mich, 1968 als Neunjähriger, eben sehr gut erinnern kann, weil wir zu Hause an den Radiogeräten aufmerksam diesen Gewaltakt der Sowjetunion verfolgt haben. Die Ereignisse haben mich damals so bewegt, dass ich davon gefesselt war, wie jemand, der den Freiheitsgedanken und den Gedanken der Selbstbestimmung als so zentral ansieht, sich am Ende leider selbst verbrennt.“
Als Schülervertreter setzte sich Ronald Pofalla einige Jahre später beim Gemeinderat für eine Jan-Palach-Straße ein. Der Vorschlag eines Schülers hatte aber zunächst nicht ausreichend Gewicht, wie Ronald Pofalla berichtet:
„Der Rat hat das damals nicht offensiv verfolgt. Als ich aber 1979 selbst Mitglied wurde, habe ich mich daran erinnert und für die CDU-Fraktion den Antrag gestellt, eine Straße nach Jan Palach zu benennen. Diese Straße liegt an einer sehr zentralen Stelle in Weeze.“
Eine andere Jan-Palach-Straße findet sich im hessischen Hünfeld. Hier hatte man schon durch den Zuzug vertriebener Sudetendeutscher einen besonderen Bezug zur damaligen Tschechoslowakei. In Hünfeld gibt es daher eine Friedland-Straße und im selben Viertel ist später auch eine Jan-Palach-Straße entstanden.
„Die Hünfelder Stadtverordnetenversammlung hat Anfang der 1970er Jahre eine Straße in einem Neubaugebiet nach Jan Palach benannt. Diese Verbindung zwischen dem Prager Frühling einerseits und der Erinnerung an das Schicksal der Vertreibung andererseits ist hier für die Menschen eigentlich sehr präsent gewesen", so Helmut Käsmann vom Hünfelder Rathaus.
Auch die Stadt Hildesheim hat seit Anfang der Siebziger eine Jan-Palach-Straße. Hier hatte sich die Jugendorganisation der FDP dafür eingesetzt, den Tschechen mit einer nach ihm benannten Straße zu ehren.