Indium-Fund im Erzgebirge - Computerchips bald „Made in Tschechien“?
Weihnachts-Pyramiden, Nussknacker und Räuchermännl – dies sind typische Produkte für die Erzgebirgsregion. Bald könnten sich auch noch Computerchips in diese Liste einreihen, oder zumindest ein wichtiger Rohstoff für deren Herstellung: Indium. Sächsische Forscher haben im Erzgebirge nach eigenen Angaben eines der größten Indium-Vorkommen der Welt entdeckt. Martin Jarde hat darüber mit Thomas Seifert gesprochen, der an der Bergakademie der Technischen Universität in Freiberg lehrt und an dem Fund maßgeblich beteiligt war.
Herr Seifert, Sie und Ihre Kollegen haben im Erzgebirge einen Indium-Fund gemacht. Rund 1000 Tonnen – das ist eines der weltweit größten Vorkommen – sollen dort lagern. Was genau ist denn Indium und für was wird es verwendet?
„Indium ist eines der so genannten elektronischen Metalle – ein sehr weiches Metall, das silbrig-weiß glänzt. Es ist so weich, das man es ohne weiteres mit einem Messer zerteilen könnte. Verwendung findet es zum Beispiel in der Solarindustrie, in Flachbildschirmen, Handys und Leuchtdioden. Es ist also aus unserer modernen Industriewelt nicht mehr wegzudenken.“
Das Erzgebirge stellt die natürliche Grenze zwischen Sachsen und Böhmen dar. Befindet sich der Rohstoff mehr im deutschen oder mehr im tschechischen Teil?
„Wir haben die Untersuchungen natürlich hauptsächlich auf sächsischer Seite, gemacht. Das Erzgebirge liegt ungefähr zu zwei Dritteln im Territorium von Deutschland und zu einem Drittel in der Tschechischen Republik, so dass auch in Tschechien ähnliche Lagerstätten vorkommen können. Wir haben das gesamte Erzgebirge auf so genannte polymetallene Lagerstätten untersucht. Diese polymetallenen Lagerstätten umfassen Ganglagerstätten, also Erzgänge und so genannte Greisen, das sind dreidimensionale Erzkörper. Diese Lagerstätten beinhalten zum großen Teil erhebliche Mengen an Indium. In der Tschechischen Republik würde sich das wahrscheinlich vor allem auf das Ost- und Mittelerzgebirge konzentrieren, wo ähnliche Vererzungen zu erwarten sind wie hier in Freiberg.“
Indium ist ein sehr knapper Rohstoff und dementsprechend sehr teuer. Sein Preis hat sich in den letzten fünf Jahren von 70 auf 700 Euro je Kilogramm verzehnfacht und wird vermutlich weiter steigen. Heißt das, dass Tschechien jetzt reich werden könnte aufgrund seiner Bodenschätze?
„Man geht momentan davon aus, dass maximal 6000 Tonnen Indium weltweit verfügbar sind. Der derzeitige Jahresverbrauch beläuft sich auf etwa 500 Tonnen. Das würde also bedeuten – zumindest nach Aussagen des geologischen Dienstes der USA –, dass Indium in absehbarer Zeit zur Neige gehen würde. Darauf begründet ist der starke Anstieg des Indium-Preises. Es ist also zu erwarten, dass der Bergbau auf dieses Erz zunehmen wird und wenn die Lagerstätten in Tschechien vorhanden sind, dann mit Sicherheit auch in Tschechien.“