Filme aus den 40ern im Kino Ponrepo – das Cinefest in Prag

Unter dem Motto „Alles in Scherben“ fand 2008 in Hamburg das alljährliche Cinefest statt. Das ist eine Reihe von Filmen, die alle einem großen Thema untergeordnet sind – diesmal waren es die Vierziger Jahre. Gegenwärtig zeigt das Tschechische Filmarchiv einige dieser Streifen im Prager Kino Ponrepo. Die Zusammenarbeit zwischen Filmarchiv und deutschem Veranstalter begann bereits im vergangenen Jahr und wurde von beiden Seiten als erfolgreich bewertet. Dabei haben die Filme in diesem Jahr nur wenig Bezug zu Tschechien.

Es geht um den Wandel, den Filme in Deutschland und Europa in den Vierzigern durchgemacht haben: Erst Propaganda, dann Neuaufbau. Bei der Veranstaltung in Prag, die am 7. Januar begann, wurden auch Kurzfilme der Nazis über das Protektorat Böhmen und Mähren gezeigt. Neben diesen und weiteren deutschen Streifen findet man zum Beispiel auch sowjetische und schweizerische Produktionen. Hans-Michael Bock, Vorstandsmitglied im Cinegraph-Verein, dem deutschen Veranstalter, erklärt die Entstehung des Festivals in Hamburg:

„Das Cinefest ist aus dem Internationalen Filmhistorischen Kongress entstanden, das waren stets drei Tage mit zwölf Filmen. Zu wenig Filme, deshalb haben wir das Ganze auf das Cinefest ausgedehnt. Da unsere Perspektive auch immer europäisch war, haben wir uns mit Kollegen in Österreich, in der Schweiz, in Berlin und in Hamburg zusammengetan.“

Damit gilt das Cinefest zu Recht als das Internationale Festival des deutschen Filmerbes. Vor 20 Jahren in Form des Filmhistorischen Kongresses ins Leben gerufen, richtet es sich nicht an den normalen Kinogänger, sondern ist Treffpunkt für Filmhistoriker, Archivare und Cineasten.

„In Hamburg veranstalten wir weiterhin jedes Jahr das „Haupt-Cinefest“ mit etwa 30 Filmveranstaltungen, anschließend geht das Programm auf Wanderschaft: nach Berlin, jetzt nach Prag, und dann Wien. Die Partner vor Ort wählen jeweils abhängig vom lokalen Publikum Filme aus dem Komplex aus und das Ganze läuft dann unter dem Oberzeichen Cinefest“, so Bock.

Das Nationale Tschechische Filmarchiv ist Veranstalter des Cinefests in Prag. Auf welchem Weg das Filmfestival in die tschechische Hauptstadt kam, erklärt Hans-Michael Bock folgendermaßen:

„Die früheren Filmhistorischen Kongresse waren eher auf die Zeit zwischen den Kriegen beschränkt. Mittlerweile haben wir es ausgedehnt und daraus entstand auch die enge Zusammenarbeit mit dem Ponrepo in Prag. Letztes Jahr hatten wir das Thema deutsch-tschechische Verbindung, vom Stummfilm bis hin zu aktuellen Filmen von 2002 oder 2003. Da ging es um die politischen Entwicklungen während der Okkupationszeit und wie diese Zeit in den Filmen der Fünfziger, Sechziger und Siebziger Jahre reflektiert wurde - sowohl in der Tschechoslowakei als auch im Westen und in der DDR.“

Autor: Katja Holubek
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