Kloster mit Geschichte: Teplá zum nationalen Kulturdenkmal erklärt
Das westböhmische Prämonstratenser-Kloster Teplá / Tepl ist zum nationalen Kulturdenkmal erhoben worden. Jahrhunderte hindurch erfüllte das Stift die Rolle des geistigen Zentrums in Westböhmen. Nun bemüht sich der Konvent, die Traditionen des Stifts wieder aufleben zu lassen.
„Dass wir Nationales Kulturdenkmal geworden sind, ist Ergebnis langjähriger Bemühungen sowohl der Brüder des Klosters hier, als auch des Kreisamts Karlsbad und des Kulturministeriums. Wir freuen uns sehr darüber, denn Teplá ist ein bedeutendes geistiges, kulturelles und gesellschaftliches Zentrum. Das ist es einst gewesen, und diese Rolle übernimmt es jetzt wieder.“
Pater Augustin wertet die Ernennung zum nationalen Kulturdenkmal als ermutigendes Zeichen. Die öffentliche Hand werde sich allmählich bewusst, dass die Kirche für die Gesellschaft Wertvolles leisten könne. Der jüngst zuerkannte Status verschafft dem 1193 vom Seligen Hroznata gegründeten Kloster nicht nur Prestige. Er bringt handfeste Vorteile für die Aufbauarbeit mit sich. Neben der staatlichen Unterstützung werden nun auch europäische Fördermittel leichter zugänglich.
„In erster Linie sind wir selbstverständlich ein geistliches Zentrum. Dazu ist ein Kloster da, es ist ein Ort der Begegnung des Menschen mit Gott. Aber wir möchten, dass wieder Leben in das Kloster einkehrt. Also haben wir begonnen, Projekte zu erarbeiten, wir arbeiten gerade an Projektanträgen, um EU-Fördermittel zu gewinnen“, erläutert Pater Augustin.Die Brüder können sich nicht ausschließlich dem geistlichen Leben widmen. Sie müssen zugleich die Renovierung der Klosteranlage vorantreiben. Unternehmerische Initiative ist übrigens in Teplá nichts Unbekanntes. 1808 gründete der Abt Karl Reitenberger das nahe Marienbad, nachdem Stiftsarzt Josef Jan Nehr die Mineralquellen in den umliegenden Wäldern, die zum Stift gehörten, chemisch untersucht hatte.
1950 war das Stift Teplá verstaatlicht worden und wurde der tschechoslowakischen Armee als Kaserne überlassen. Lediglich die Mariä-Verkündigungs-Kirche und die Klosterbibliothek blieben vor dem Zugriff der Soldaten bewahrt. Als die Brüder nach der politischen Wende zurückkehrten und einen provisorisch hergerichteten Klostertrakt bezogen, übernahmen sie zusammen mit einem großen Erbe auch eine Last von schier unübersehbaren Ausmaßen. Pater Augustin:
„1990 haben wir nur den Gebäudekomplex des Klosters zurückbekommen, und zwar in einem desolaten Zustand. Von 1950 bis in die 80er Jahre war hier die tschechoslowakische Armee, dann kümmerte sich der Staat darum, das Denkmalschutzamt. Es war ein kirchliches Objekt, das dem damaligen kommunistischen Regime natürlich ein Dorn im Auge war. Dass das Kloster gepflegt, instand gehalten worden wäre, davon kann keine Rede sein.“Die ausgedehnten Ländereien, die früher die wirtschaftliche Grundlage des Konvents sicherstellten, sind bisher nicht an das Kloster zurückgegeben worden. 130 Brüder zählt der Prämonstratenser-Orden in ganz Tschechien heute. 16 davon gehören dem Konvent des Klosters Teplá an. Nach der Rückgabe begannen die Brüder mit den dringendsten Sanierungsarbeiten:
„Zuerst haben wir mit der Statik begonnen, denn die wies Schäden auf; wir haben auch die Dächer erneuert. Danach sind wir langsam an die Instandsetzung der übrigen Gebäude gegangen: der Kirche, des Konventgebäudes und der Bibliothek. Aber die Renovierung kommt sehr, sehr langsam voran, weil uns bisher die Mittel für größere Projekte gefehlt haben.“Die Klosteranlage ist größtenteils aus dem vulkanischen Trachyt-Gestein erbaut. Der Trachyt ist eine seltene Gesteinsart, die im Tepler Hochland seit 800 Jahren abgebaut wird. Studenten und Forscher von der Technischen Universität München führten in Teplá eine Untersuchung der Steinmauern durch. Sie diagnostizierten die Schäden am Baumaterial und schlugen Sanierungsmaßnahmen vor.
Von großer Hilfe waren die Initiaven des Vereins der Freunde des Stifts Tepl zu Esslingen am Neckar. Der Verein organisierte auf dem Klostergelände deutsch-tschechische Jugend-Workcamps. Seit einigen Jahren veranstaltet er Musiksommer und Künstlerseminare mit deutschen und tschechischen Teilnehmern. Dankbar sind die Prämonstratenser für die spirituelle Teilnahme der Gäste und Pilger am Klosterleben. Sie stärkt ihre Zuversicht, dass sie bei den Bemühungen um die erneute Verbreitung des Christentums nicht auf verlorenem Posten kämpfen. Von den religiösen Wurzeln des einst vorwiegend katholischen Gebiets um Teplá ist heute nicht mehr viel übrig. Christliche Werte gewinnen unter der weitgehend atheistischen Bevölkerung erst langsam wieder an Boden. Als freundliche Willkommensgeste bekommen die ausländischen Besucher der Gottesdienste in der Klosterkirche schon einmal ein paar Sätze der Liturgie, neben Tschechisch, auch in deutscher oder englischer Übersetzung zu hören.
Über 40.000 Besucher finden jedes Jahr als Wallfahrer und Touristen den Weg ins Kloster Teplá, zwei Drittel davon aus den deutschsprachigen Nachbarländern Österreich und Deutschland. Aufwändig ist eine Scheune zu einem Hotel umgebaut worden. Das Kloster kann auch als Kongresszentrum genutzt werden. Die Stiftsbibliothek ist mit rund 100.000 Bänden die zweitgrößte in Tschechien, sie enthält Hunderte wertvoller Handschriften und alter Drucke. Als das kostbarste im Stift entstandene Buch gilt der Codex Teplensis, die älteste vollständige Übersetzung des Neuen Testaments ins Mittelhochdeutsche. Der Codex Teplensis wird heute in der Tschechischen Nationalbibliothek aufbewahrt. Die Bibliotheksbestände sind Forschern aus dem In- und Ausland zugänglich. Die Ordensbrüder pflegen die Tradition des Klosters Teplá als kulturelles und wissenschaftliches Zentrum Westböhmens. Ein Anliegen der Brüder ist es auch, das Bewusstsein dafür wach zu halten, dass die Freiheit zur Verkündigung der christlichen Lehre keine Selbstverständlichkeit ist. Alljährlich um den Gedenktag des Seligen Hroznata am 14. Juli findet eine Wallfahrt der Vereinigung der politischen Gefangen nach Teplá statt. Der Selige Hroznata ist der Patron der poltischen Gefangenen und auch der Diözese Pilsen.„Es ist für mich immer ein Zeugnis des christlichen Glaubens, wenn hier rund 100 ehemalige politische Gefangene zusammen kommen, und als Christen der Schrecken gedenken, die sie erlebt haben, und sich bemühen, als ein Memento zu wirken, das die christliche Botschaft weitergibt, ohne Wut, Verbitterung und Hass. Dass finde ich großartig“, bekennt Pater Augustin.
Die Prämonstratenser von Teplá befolgen also auch heute den Wahlspruch ihres Ordensgründers, des Heiligen Norbert aus Xanten in Westfalen: Ad omne bonum opus parati - Bereit für jedes gute Werk.