Sommertheater in Tschechien: Shakespeare ist der Hit

Othello (Foto: www.shakespeare.cz)

Shakespeares erneut zu Gast in Prag. Von der Möglichkeit, Shakespeares Verse in einer einzigartigen Naturkulisse der Prager Burg zu hören, werden dieser Tage wieder viele Theaterliebhaber Gebrauch machen. Denn am Mittwoch werden die traditionellen Shakespeare-Festspiele mit einer Othello-Vorstellung in der Moldaustadt feierlich eröffnet.

Schauspieler Ivana Jirešová,  Jitka Čvančarová,  Filip Rajmont und Regisseur Ivan Rajmont  (Foto: Autorin)
Auf die Idee, das historische Milieu der Prager Burg für Theaterabende zu nutzen, kam Anfang der 90er Jahre der damalige Präsident Václav Havel. In den ersten Jahren wurden in der alten Burggrafschaft nur ein oder zwei Stücke von Shakespeare aufgeführt. Die Festsspiele aber gewannen mit der Zeit ständig an Popularität, so dass der Zuschauerraum vergrößert werden musste. Gespielt wurde auch auf einer weiteren Open-Air-Bühne – im Hof des Palais Liechtenstein auf dem Kleinseitner Ring. Mittlerweile findet das Shakespeare-Festival sogar außerhalb von Prag und Tschechien statt: Gespielt wird seit einigen Jahren auf der Burg Špilberk / Spielberg in Brünn und auf der Burg in Bratislava. Dieses Jahr laden die Festivalveranstalter zudem zu Vorstellungen in Ostrava / Ostrau und im ostslowakischen Košice / Kaschau ein.

Insgesamt 158 Vorstellungen stehen vom 25. Juni bis zum 8. September auf dem Festivalprogramm. Zehn verschiedene Stücke von William Shakespeare werden diesen Sommer aufgeführt, darunter sind vier Neuinszenierungen. Am 8. Juli wird beispielsweise eine Neuinszenierung der Komödie der Irrungen ihre Premiere haben. Martin Hilský hat das Stück übersetzt. Der renommierte Shakespeare-Kenner sagt, dass wie bei allen Shakespeare-Stücken auch diese Komödie nicht nur vom Lachen erfüllt werde:

„Ich meine, das Stück ist eine herrliche Farce. Ich sehe aber auch noch viele andere Ebenen. Es wird zum Beispiel nach der Identität gefragt: Wer ist wer? Zudem wird das Thema der Illusion angesprochen. Ständig wird jemand für jemanden anderen gehalten. Der Zuschauer kann sich danach die Frage stellen: Sind wir diejenigen, für die wir von den anderen gehalten werden oder nicht? In dieser Komödie sind auch viele Emotionen enthalten. Sie endet wie Shakespeares letzte Werke mit einem großen Familientreffen, was aber für Romanzen typisch ist.“

Die Zuschauer werden diesen Sommer die Möglichkeit haben, zwei unterschiedliche Inszenierungen desselben Stücks zu sehen. Mit Schauspielern aus den Theatern in Ostrava studiert der slowakische Regisseur Peter Gábor die Komödie der Irrungen ein. Gábor feierte als Theaterregisseur in den letzten Jahren viele Erfolge, und zwar mit glänzenden Inszenierungen, die mit musikalischen und dramatischen Elementen kombiniert sind:

„Ich mag Musik sowohl im Theater als auch außerhalb des Theaters. Die Musik wird auch in dieser Komödie nicht fehlen, obwohl sich das Stück vor allem auf den Text und die Schauspielerhandlungen stützt.“

Neben den erwähnten Stücken werden beim Shakespeare-Festival unter anderem „Der Sturm“, „Othello“, „Ein Sommernachtstraum“ und „Macbeth“ aufgeführt. Mit einer Macbeth-Vorstellung wird sich auch das Brünner Theater "Divadlo Na provázku" in Prag präsentieren.