Durch die Staatsoper tanzt ein Phantom

Zuzana Hvídzalová

Nicht nur die Pariser Oper, sondern auch die Prager Staatsoper hat ihr Phantom. Das geheimnisvolle Geschöpf singt jedoch nicht, sondern tanzt – und zwar zur Musik des tschechischen Komponisten Petr Malásek.

Petr Malásek,  ganz rechts  (Foto: Autorin)
Bei der Premiere erntete das neue tschechische Ballett in der Prager Staatoper einen lang andauernden Beifall. Die Geschichte des Phantoms der Oper, des verliebten unglücklichen Wesens aus dem unterirdischen Opern-Labyrinth ist in den letzten Jahren dank des Erfolgsmusicals sehr populär geworden. Bereits 1982 übertrug der namhafte französische Choreograf Roland Petit in der Pariser Oper die Geschichte ins Ballettmilieu. Der tschechische Choreograf Libor Vaculík inszenierte die gruselige Liebesgeschichte in der Prager Staatsoper nach eigenen Vorstellungen und vor allem mit einer neuen Musik von Petr Malásek. Vaculík erzählt die Story mit ein wenig Humor und scheut sich auch nicht vor Übertreibungen. Die Tanzbearbeitung ist mit klaren Musikmotiven untermalt, die ins Ohr gehen. Der Komponist räumt ein, dass die Filmmusik sein großes Hobby ist. Er schätze beispielsweise Henry Mancini oder John Williams, sagte Petr Malásek vor der Premiere:

Zuzana Hvízdalová  (Foto: Autorin)
„Damit meine ich nicht, dass dieses Ballett eine direkte Verbindung zu den genannten Komponisten hätte. Aber das Opernorchester spielt in seiner vollständigen Besetzung, und ich habe mich bemüht, das maximal auszunutzen.“

In der Hauptrolle der Tänzerin Christina Daaé stellte sich Zuzana Hvízdalová vor. Die junge Tänzerin ist Mitglied des Ballettensembles der Staatsoper erst seit dem September des letzten Jahres. Kurz nach Studiumsabschluss schlüpfte sie in die Titelrolle im neuen Ballett:

„Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, als mich der Ballettchef angesprochen hat. Übrigens habe ich nicht geglaubt, dass es eine so schwierige Arbeit sein wird. Denn aus dem Konservatorium war ich an diesen Tanzstil nicht gewöhnt. Zudem muss ich mich viel mehr als zuvor auf die Schauspielerkunst und die Mimik konzentrieren, um mich in die Rolle der Christine einzufühlen.“

Als sie nicht mehr nur im Tanzsaal probte, sondern in den herrlichen Dekorationen auf der Bühne tanzte, so verrät die junge Tänzerin, da habe sie sich schon wirklich wie die vom Phantom heiß bewunderte Christina gefühlt. Die Tanzexperten haben nach der Premiere nicht mit lobenden Worten gespart. Neben der wohl klingenden musikalischen Vorlage und den Leistungen des Tanzensembles tragen nicht zuletzt auch das beeindruckende Bühnenbild sowie historischen Kostüme zum Erfolg des Prager Phantoms der Oper bei.