„Tschechische Replik“: Bronze-Klau in KZ-Gedenkstätte Theresienstadt

Foto: ČTK

In der KZ-Gedenkstätte Theresienstadt sind erst 300 und dann noch einmal rund 700 Bronze-Tafeln von den Gräbern der Opfer verschwunden. Gelandet sind sie vermutlich bei Altmetallhändlern. Eine traurige Episode in der Serie von Metalldiebstählen.

Jan Munk,  links  (Foto: ČTK)
Metalldiebe - in Tschechien sind sie überall unterwegs. Aber es gibt Unterschiede. Es gibt nämlich diejenigen, die – einen Handwagen hinter sich herziehend – alles demontieren, was andere am Wegesrand abstellen. Kaputte Kühlschränke, ausgediente Herde usw. Die Ameisen der tschechischen Gesellschaft also. Aber dann gibt es auch noch jene, die wählerischer sind, die sich mehr Mühe und anderen größeren Schaden machen. Sie demontieren Kanaldeckel, ganze Eisenbahnbrücken, Skulpturen, Hammer und Sichel von sowjetischen Kriegsgräbern oder – wie vergangene Woche – Gedenktafeln vom Nationalfriedhof der KZ-Gedenkstätte Theresienstadt. Über 300 Bronze-Tafeln waren es, die direkt von den Grabplatten der Opfer abgeschraubt wurden. Während sich die Polizei auf die Ermittlungen konzentriert, sind in dieser Woche weitere 700 Bronze-Tafeln verschwunden und wohl bei Altmetallhändlern gelandet. Wie konnte das passieren? Jan Munk, Direktor der Gedenkstätte:

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„Die Antwort ist die gleiche, wie im Falle der ersten 300 Bronze-Tafeln. Denn der Bereich, in dem die Tafeln angebracht sind, ist von allen Seiten zugänglich und nicht beleuchtet. Wenn man sich fragt, wie das möglich ist, dann ist das eine Frage an die Polizei. Aber es ist offensichtlich, dass die Polizei dafür keine Leute hat, um hier 16 Stunden täglich Wache zustehen.“

Das Kulturministerium hat angekündigt, der Gedenkstätte bei der Wiederherstellung des Nationalfriedhofes unter die Arme zu greifen. Derzeit laufen die Verhandlungen im Ministerium, berichtet Jan Munk.

„Zunächst müssen wir uns einigen, wie der Bereich am Ende aussehen soll, ob wir dort die eventuell wiedergefundenen Bronze-Tafeln erneut anbringen oder ob wir uns - was bisher der Fall war –mit Repliken begnügen. Aber da gibt es noch keine Entscheidung.“

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Auch die Frage, wie die Gedenkstätte künftig geschützt werden kann, ist noch offen.

„Man hat uns Wachpersonal versprochen und ich hoffe, dass man es schnell zur Verfügung stellen kann. Wir werden über ein Kamerasystem und Beleuchtung verhandeln. Aber zusammen mit den Reparaturen sind das große Kosten. Und nur wenn die Kameras direkt mit der Polizei verbunden wären, könnte sie auch schnell reagieren. Sonst wird das alles sehr schwierig und ich überlege, ob es nicht am besten wäre, die Bronze-Täfelchen durch Repliken zu ersetzen.“

Ratlosigkeit und Resignation sind Gedenkstätten-Direktor Munk anzumerken. Bei der stetig steigenden Zahl von Metalldiebstählen wird die Frage immer drängender: Lohnt es sich in Tschechien überhaupt noch in öffentlich zugängliche Bereiche zu investieren? In Budweis ( Budejovice) hat man bereits Kanaldeckel aus Plastik eingesetzt. Wenn das die Zukunft ist, dann herzlich Willkommen in der Tschechischen Replik!