Raser im Verkehr und die Kronjuwelen – außerdem: die Gratiszeitung Metro
Was in den vergangenen sieben Tagen in tschechischen Zeitungen stand, erfahren Sie bei der Mediensendung von Radio Prag. Zudem: Tschechiens bekannteste Gratiszeitung – Metro – erscheint in neuem Gewand.
Ein Thema jedoch ging in der vergangenen Woche quer durch die meisten Zeitungen. So fanden sich sowohl in der bereits erwähnten „Mladá fronta Dnes“ wie auch in der „Lidové noviny“ Themenseiten zur geplanten Ausstellung der tschechischen Kronjuwelen.
Schon öfter haben wir uns in der Vergangenheit an diesem Ort der in Tschechien besonders dynamischen Entwicklung auf dem Markt der Gratiszeitungen gewidmet. Zeitweise haben sogar gleich vier Titel um die Gunst der Leser gekämpft: die Zeitung „Metro“, die als erste vor mehr als zehn Jahren auf den Markt kam, dann die vom Schweizer Ringier-Konzern verlegte Zeitung „24.cz“ sowie der „Metropolitní Express“, der im deutsch dominierten Mafra-Konzern erschien. Ende des vergangenen Jahres kam noch eine vierte Gratiszeitung hinzu: „E15“. Sie konzentriert sich in erster Linie auf die Wirtschaftsberichterstattung. Die „E15“ wird vom Verlag „Mladá fronta“ herausgegeben.
Vor einem halben Jahr hat Mafra nun die Mehrheit am Metro-Verlag gekauft. Die Fusion von „Metro“ und „Metropolitní Express“ war damit nur noch eine Frage der Zeit. Vor knapp zwei Wochen ist dies eingetreten – und „Metro“ erscheint seitdem in einer veränderten Aufmachung. Chefredakteur des Blattes ist Josef Rubeš:
„Wir haben vor allem das Format von Metro verkleinert, damit die Zeitung für jene Leser angenehmer ist, die sie morgens auf dem Weg zur Arbeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln lesen. Zudem sind jetzt die Blätter der Zeitung nicht mehr lose, sondern zusammengeheftet. Im Blattinneren haben wir versucht, den Inhalt beider bisheriger Zeitungstitel zu verbinden, das heißt sowohl die Rubriken der alten Metro, als auch jene des Metropolitní Express. Vom Express wurde zum Beispiel die englische Seite oder das Kreuzworträtsel sowie die Comics übernommen, während Layout und innere Gliederung von der alten Metro stammen. Das Layout von Metro ist ja auf der ganzen Welt gleich - in allen Städten, in denen sie erscheint. Neu ist auch der stärkere Akzent auf Reportagen und eigene Berichterstattung.“
Der „Metropolitní Express“, die mehr als drei Jahre lang erschienen ist, war im Grunde genommen so etwas wie ein Werbeblatt für den aktuellen Inhalt der Tageszeitung „Mladá fronta Dnes“. Es fanden sich darin Hinweise und Textproben von Artikeln der aktuellen Ausgabe. Das gibt es nun in der neuen „Metro“ nicht mehr, wie Chefredakteur Rubeš ausführt:„Die Verbindung zwischen dem Metropolitní Express und Mladá fronta Dnes war weitaus enger, als es heute zwischen Metro und Mladá fronta Dnes der Fall ist. Wir arbeiten eng mit dem Internet-Server iDnes zusammen, von dem wir regelmäßig drei bis vier Nachrichten pro Tag übernehmen. Ansonsten aber wollen wir keine Artikel bringen, die schon zuvor in einem anderen gedruckten Medien veröffentlicht wurden.“
Was ist mit den Redaktionen der früher selbständigen Blätter geschehen? Wurden sie zusammengeführt? Josef Rubeš:
„Ja, so ist es. Die Redaktion der neuen Metro ist größer. Früher waren dort 16 Personen beschäftigt, heute sind es 20. Zwölf davon gehören der ursprünglichen Redaktion der Metro an, sieben sind vom Metropolitní Express gekommen. Ich selbst war bis vor kurzem bei der Mladá fronta Dnes beschäftigt.“
Welche Lesergruppen will die neue Metro erreichen? Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Leser der alten Metro als relativ konservativ bezeichnet werden konnten. Sie waren an eine gewisse innere Gliederung gewöhnt und hielten dem Blatt auch dann die Treue, als mit „24.cz“ und dem „Metropolitní Express“ zwei modern gestylte Gratiszeitungen auf den Markt kamen. Dagegen waren die beiden anderen Blätter bedeutend bunter – sowohl bei der Wahl der Rubriken, als auch in der ganzen Aufmachung. Soll jetzt eine andere Lesergruppe angepeilt werden? Dazu sagt Josef Rubeš:
„Ich würde vor allem ein wenig der Meinung widersprechen, dass unser direkter Mitbewerber 24.cz stärker auf jüngere Leser ausgerichtet ist als die Metro. Unsere Zielgruppe für die Zukunft sind jedenfalls aktive Menschen zwischen 15 und 50 Jahren. Das ist zwar eine sehr breite Skala, aber wir arbeiten daran, unsere Beiträge gerade für diese Gruppe besonders attraktiv zu gestalten. Deshalb widmen wir uns den Trends in der modernen Musik oder erscheinen regelmäßig mit einer englischen Seite beziehungsweise mit Tipps für Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel die Empfehlungen für Radtouren und dergleichen. Und das spricht vor allem jüngere Leser an.“Interessant ist jedoch, dass die neue Metro – den Aussagen der Verlagsleitung zufolge - nicht in erster Linie mit den übrigen Gratiszeitungen konkurrieren will, sondern mit den klassischen überregionalen Tageszeitungen. Wie soll dieses Ziel erreicht werden?
„Durch eine qualitativ hochwertige Berichterstattung, unsere eigenen Themen. Wir können zudem auf die reiche Datenbank von Metro International zurückgreifen, wodurch wir Zugang zu exklusiven Beiträgen haben – etwa zu Interviews mit Größen des internationalen Showgeschäfts. Zudem sind einige Rubriken nur bei uns zu finden. Zum Beispiel wird jeden Freitag eine große Beilage ´Metro-Weekend´ erscheinen mit Tipps für die Gestaltung des Wochenendes. Auf diese messen wir uns wirklich nicht mit den übrigen Gratiszeitungen, sondern mit den großen landesweiten Zeitungen“, erläutert Josef Rubeš die Ausrichtung seines Blattes.