Fußball-Nationaltrainer Brückner kündigt Abschied an: Nach der EM ist Schluss
Am Mittwoch bestreitet die tschechische Fußball-Nationalmannschaft mit dem Länderspiel gegen Dänemark das drittletzte Testspiel in Vorbereitung auf die 13. EM-Endrunde, die im Juni in Österreich und der Schweiz stattfindet. Im Stadion von Herning wird Auswahltrainer Karel Brückner dabei zum 70. Male auf der Bank der Nationalelf Platz nehmen. Es wird vermutlich die abschließende Partie außerhalb Tschechiens und neben der EM-Endrunde sein, bei der man Brückner in dieser Rolle erleben darf.
Mit einem Schlag hatte Brückner, der wegen seiner äußeren Erscheinung auch – frei nach einer Romanfigur von Karl May – auf den Spitznamen Klekipetra hört, die Aufmerksamkeit der anwesenden Presseleute geweckt. Also wurde nachgebohrt.
„Nun ja, so ist es“, reagierte Brückner mit einem Seufzer auf die Frage, ob er folgerichtig beim ersten Länderspiel nach der EM, dem gerade erst vereinbarten Vergleich mit der Auswahl Englands am 20. August im neuen Londoner Wembley-Stadion, nicht mehr auf der Trainerbank sitzen werde. Und für sein offizielles Statement versuchte der Trainerdino ebenso die richtigen Worte zu finden:
„Ich habe mich entschieden, dass ich nach der Europameisterschaft aufhören werde. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich weitermachen werde. Also habe ich mich entschieden, mein Engagement in der Rolle des Cheftrainers der Nationalmannschaft nach der Europameisterschaft zu beenden.“
Eine Entscheidung, die ihm sicher nicht ganz leicht gefallen ist, doch wann ist sie gereift? „Sie ist irgendwie gereift, aber wie ich bereits gesagt habe: 34 Trainerjahre, das ist schon eine gewisse Anstrengung. Und ich denke, das geht auch so in Ordnung.“
Vollkommen in Ordnung war und ist die Trainerarbeit, die der gebürtige Olmützer in diesen 34 Jahren geleistet hat, allemal. Sein größter Erfolg als Clubtrainer war der Einzug mit Sigma Olmütz ins Uefa-Pokal-Viertelfinale in der Saison 1991/92. Seit zehn Jahren ist Karel Brückner für die Geschicke des tschechischen Auswahlfußballs verantwortlich. Von 1998 bis 2001 betreute er das U21-Team, mit dem er im Jahr 2000 im EM-Finale stand und schließlich die Silbermedaille gewann. Er wurde Nationaltrainer, nachdem die tschechische Mannschaft in der Qualifikation zur WM 2002 gescheitert war. Brückner verpasste seitdem mit Tschechien kein großes Turnier und führte die Mannschaft auf den zweiten Platz der Fifa-Rangliste. Nicht zuletzt dank des tollen Angriffsfußballs, den er mit seinen Schützlingen bei der EM-Endrunde 2004 in Portugal spielen ließ. Das Team um die Stars Pavel Nedvěd, Karel Poborský und Petr Čech musste sich vor vier Jahren nur im Halbfinale dem späteren Europameister Griechenland mit 0:1 n. V. geschlagen geben. Unter Brückner nahm Tschechien zudem erstmals nach 16 Jahren bei der WM 2006 wieder an einem Weltmeisterschaftsturnier teil. In Deutschland scheiterte seine Mannschaft dann zwar etwas kläglich schon in der Gruppenphase, Brückners Vertrag aber wurde dennoch vom tschechischen Fußball-Verband (ČMFS) um zwei weitere Jahre verlängert. Bis eben zur bevorstehenden Europameisterschaft, für die sich Brückner und seine Mannen als Erstplatzierter der Gruppe D in souveräner Manier qualifiziert haben.Und was rechnet sich Klekipetra zum Abschluss seiner Trainerlaufbahn aus? Auch auf die Frage hatte der Trainerfuchs wieder eine für ihn typische Antwort parat: „Ich gebe nicht gern im Voraus Prognosen ab. Viel lieber bewerte ich das Auftreten meiner Mannschaft nach einem Spiel. Auf jeden Fall aber wäre ein Weiterkommen nach der Gruppenphase ein Erfolg für uns, ein frühzeitiges Ausscheiden hingegen wäre ein Misserfolg.“
Mehrere Spieler der tschechischen Nationalmannschaft äußerten sich bereits dahingehend, dass sie mit und für ihren Trainer bei der EM-Endrunde nochmals einen Erfolg anstreben. Aber selbst wenn dieser Erfolg ausbleiben sollte, der manchmal etwas schnoddrige, in seiner eigenwilligen Art aber letztlich doch sehr liebenswerte Herr Brückner hat sich jetzt schon ein Denkmal gesetzt – als erfolgreichster Fußballtrainer Tschechiens seit der Selbstständigkeit des Landes im Jahre 1993. Und nicht wenige werden ihn als solchen zukünftig auch vermissen.
Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche
Einer der letzten Höhepunkte in der ausklingenden Wintersportsaison war die Weltmeisterschaft im Eiskunstlaufen, die in der vergangenen Osterwoche im schwedischen Göteborg ausgetragen wurde. In Tschechien schaute man dabei vor allem auf den Wettbewerb der Herren, da hier mit Tomáš Verner nicht nur ein 21-jähriger Südböhme, sondern auch der frischgebackene Europameister an den Start ging. Nach seinem vierten Platz im Vorjahr wollte Verner diesmal eine Medaille erringen. Die Ausgangsposition, die er sich nach dem Kurzprogramm mit Rang vier geschaffen hatte, war durchaus verheißungsvoll. Doch in der großen Kür stand Verner dann völlig neben sich. Nach einem Sturz beim Vierfach-Toelopp verlor er den Faden und wurde nach schwacher Vorstellung noch bis auf den 15. Platz durchgereicht. Ein Rückschlag für den blonden Sunnyboy, aus dem er jedoch seine Lehren ziehen werde, so Verner:„Diese Erfahrung in dem für mich größten Wettbewerb neben der Olympiade wird für mich sicher noch wertvoll sein. Der Konkurrenz kampflos Platz zu machen, das ist wirklich nicht meine Art, das möchte ich betonen. Daher will ich nie mehr klein beigeben und den Gegnern damit den Weg ebnen.“
In die Erfolgsspur dagegen begaben sich einmal mehr die tschechischen Hallenfußballer. Bei der Europameisterschaft in Belgien kamen sie bis ins Finale, in dem sie Russland nach einem 3:3 nach Verlängerung erst im Siebenmeterschießen unterlagen. Trotz des kleinen Dämpfers zog Petr Koseček, der Sprecher des Nationalteams, ein überaus positives Fazit:„Wir sind Zweiter geworden bei der Europameisterschaft 2004 in Weißrussland und Dritter bei der EM 2006 in Katalonien. Von daher verfolgten wir das Ziel, beim diesjährigen Championat Europameister zu werden. Das ist uns nicht ganz geglückt, aber ich denke, dass wir eine der wenigen Teamsportarten in Tschechien sind, die sich mit zwei EM-Vizetiteln schmücken kann. Das ist ein riesiger Erfolg für den tschechischen Mannschaftssport.“
Relativ zufrieden mit sich und seinem Engagement beim FC Reading ist auch der tschechische Fußballnationalspieler Marek Matějovský. Erst jüngst in der Winterpause ist er aus Mladá Boleslav zum englischen Premier League-Verein gewechselt, bei dem er offensichtlich Fuß gefasst hat:
„Ich komme regelmäßig zum Einsatz, auch wenn ich es wie jeder Neuling in einer Mannschaft anfangs nicht einfach hatte. Ich denke aber, dass es inzwischen besser und besser wird, zumal ich mich bemühe, den höheren Anforderungen gerecht zu werden. Sowohl in fußballerischer Hinsicht und auch was das Erlernen der englischen Sprache betrifft. Daher glaube ich, dass das alles in ein paar Monaten ganz ausgezeichnet laufen wird.“