Fußballverband greift durch: Nationaltrainer entlassen, Spieler suspendiert

Milan Baroš (Foto: ČTK)

Der Böhmisch-Mährische Fußballverband (ČMFS) hat am Mittwoch Konsequenzen aus den schlechten Leistungen der Fußballnationalmannschaft gezogen und hart durchgegriffen: Auswahltrainer Petr Rada und seine Assistenten wurden entlassen und sechs Spieler wurden auf unbestimmte Zeit von der Nationalmannschaft suspendiert.

Petr Rada  (Foto: ČTK)
Der Rauswurf von Fußball-Nationaltrainer Petr Rada kam nicht überraschend. Vor einer Woche hatte sein Team 1:2 gegen die Slowakei verloren – und das vor eigenem Publikum. Die Teilnahme an der WM-Endrunde in Südafrika im kommenden Jahr kann Tschechien damit nicht mehr aus eigenen Kräften erreichen; einzige Hoffnung ist, dass die Gruppengegner in den nächsten Spielen vielleicht Punkte lassen. Der zwölfköpfige Vorstand des Fußballverbandes votierte deswegen mehrheitlich dafür, Rada abzuberufen – oder wie der 50-jährige Fußballlehrer selbst sagt:

„Der Druck der Medien und der Öffentlichkeit war so groß, dass wir uns auf die Beendigung meines Arbeitsverhältnisses geeinigt haben. Mir tut das durchaus leid, aber das gehört halt zu meinem Beruf.“

Milan Baroš  (Foto: ČTK)
Die tschechischen Medien sehen allerdings eine große Portion Schuld auch beim Fußballverband selbst. Nach der verpatzten WM 2006 und dem Rücktritt Karel Brückners hätten die Fußballbosse einen harten Schnitt gescheut und deswegen sei der damalige Assistent Rada überhaupt erst Brückners Nachfolger geworden. Jaroslav Starka, der als Präsident des Erstligisten aus Příbram im Verbandsvorstand sitzt, lehnt aber eine Generalanklage ab:

„Es macht keinen Sinn, nun alles in den Dreck zu ziehen. Sicher haben auch wir im Verband Fehler gemacht. Vor allem aber war Rada völlig auf sich alleine gestellt. Da gab es einen Experten wie Karel Poborský, der Rada an die Seite gestellt wurde, aber keine Kompetenzen hatte. Und die Assistenten hätten sich nicht hinter dem Rücken des Trainers verstecken dürfen.“

Václav Svěrkoš und Tomáš Ujfaluši  (Foto: ČTK)
Während die Trainerentlassung erwartet wurde, hat eine weitere Entscheidung des Verbandsvorstandes zu Diskussionen geführt. Sechs Spieler waren am Abend nach der Niederlage von Boulevard-Journalisten in einem Restaurant in der Prager Innenstadt ausfindig gemacht worden, darunter auch Kapitän Tomáš Ujfaluši (Atletico Madrid). Der Verband warf den Fußballern vor, auf die Niederlage feucht-fröhlich angestoßen zu haben; die Spieler behaupten, sie hätten dringende teaminterne Dinge besprochen. Das Sextett, darunter der gesamte Sturm mit Milan Baroš (Galatasaray Istanbul), Martin Fenin (Eintracht Frankfurt) und Václav Svěrkoš (FC Sochaux), wurde auf unbestimmte Zeit von der Nationalmannschaft ausgeschlossen. Ujfaluši kam dieser Entscheidung zuvor. Eine Stunde vor der Suspension erklärte er von sich aus seinen Rücktritt vom Team. Er sagte, er vollziehe diesen Schritt wegen der schlechten Stimmung im tschechischen Fußball.

In jedem Fall steht genau dieser tschechische Fußball nun vor einem doppelten Problem. Nach der Suspension fehlen wichtige Spieler. Und ein neuer Trainer ist auch noch nicht gefunden. Im Gespräch sind vor allem drei ehemalige Nationalspieler. Der Top-Kandidat ist Ivan Hašek. Das Problem: Der 45-Jährige will mit der derzeitigen Führung des Fußballverbandes nicht zusammenarbeiten, diese wird jedoch demnächst neu gewählt. Weitere heiße Kandidaten sind der derzeitige Slavia-Trainer Karel Jarolím sowie ein alter Bekannter in Deutschland und Österreich: Der frühere Gladbacher Spieler František Straka, der in beiden Ländern bereits als Trainer gearbeitet hat.

Autor: Till Janzer
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