Holocaust Task Force: Tschechien gab Vorsitz an Österreich ab

Die Tschechische Republik bereitet sich derzeit intensiv auf die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union vor, die sie am 1. Januar 2009 übernehmen wird. Eine ganz andere Präsidentschaft hat das Land jedoch gerade erfolgreich absolviert, wenngleich unter weit weniger Aufsehen in der Öffentlichkeit: Vorige Woche übergab Tschechien den Vorsitz in der internationalen Holocaust Task Force an die Nachfolger aus Österreich. Und die sind voll des Lobes über die geleistete Arbeit.

25 Mitgliedstaaten hat die Holocaust Task Force. Ziel der Vereinigung ist es, die Erinnerung an den Holocaust zu fördern, pädagogische Konzepte zu erarbeiten und für die Erhaltung und Weiterentwicklung von Gedenkstätten zu sorgen. Für ein Jahr wird nun Ferdinand Trauttmansdorff, der Leiter des Völkerrechtsbüros im österreichischen Außenministerium, den Vorsitz in der Task Force führen.

„Die Task Force ist in Wirklichkeit ein Netzwerk von existierenden Einrichtungen auf diesem Gebiet, vor allem von akademischen Einrichtungen. Andererseits hat sie aber zugleich eine diplomatische Seite, auch Diplomaten sind Teil dieses Netzwerks. Die Task Force hat daher den Charakter einer sehr losen internationalen Organisation“, erklärt Trauttmansdorff.

Informations- und Erfahrungsaustausch sowie die gemeinsame Entwicklung von Strategien wie etwa Schulprogrammen sind nur ein Teil dessen, was das Netzwerk leisten kann. Genauso wichtig ist die gezielte Förderung von Projekten aus den Mitteln der Task Force, die aus Beiträgen der 25 Mitgliedsländer gespeist werden.

Österreich wird nun auf der von Prag geleisteten Arbeit gut aufbauen können, sagt Ferdinand Trauttmansdorff:

„Wir konnten von der tschechischen Seite eine konsolidierte Organisation übernehmen. Denn unter der tschechischen Präsidentschaft, die aus unserer Sicht wirklich hervorragend war, ist es gelungen, ein ständiges Sekretariat einzurichten.“

Als Standort des Büros wurde Berlin gewählt, hier sollen künftig die Fäden zusammenlaufen.

„Mit diesem ständigen Sekretariat an einem festen Ort, an dem jetzt auch ein Archiv und überhaupt ein Fixpunkt errichtet werden kann, bekommt die Organisation eine neue Qualität. Das ist eine der wesentlichsten Leistungen der tschechischen Präsidentschaft.“

Aber auch eine Verschlankung und eine effizientere Organisation des Betriebs hätten die Tschechen während ihres Vorsitzes erzielt, so Trauttmansdorff. Ziele der nun begonnenen österreichischen Präsidentschaft sind eine weitere Reorganisation und ein Ausbau der Internet-Plattform.

„Wir erhoffen von dieser Vorsitzführung auch eine Rückwirkung auf die österreichische Öffentlichkeit. Wir wollen zeigen, dass die Auseinandersetzung mit dem Holocaust nicht nur etwas für bestimmte Anlässe ist, um gut dazustehen. Sie ist ein Prozess, der sich immer wieder erneuern muss, und das ist ein wesentliches Anliegen unserer Präsidentschaft.“